Der NSU-VS-Komplex – Terror, Staatsgeheimnisse und Nachrichtendienste | Beitrag für die Rote Hilfe Zeitung 3/2018

Über fünf Jahre polizeiliche, staatsanwaltschaftliche und politische „Aufklärung“ liegen hinter uns … und wir wissen bis heute nur eines ganz sicher: Der NSU-VS-Komplex lässt sich als eine Serie von Zufällen, Pannen und persönlichen Fehlentscheidungen zusammenfassen. Diese werden selbstverständlich alle bedauert. Dennoch und erst recht wird an den Anfangsthesen aus dem Jahr 2012 bis zum bitteren Ende festgehalten:

  • Trio-Theorie (Der NSU bestand aus exakt drei Mitgliedern)
  • Es gab dreizehn Jahre lang keine „heiße“ Spur zum NSU
  • Staatliche Institutionen waren weder am Aufbau, an der Vorbereitung und Begehen von NSU-Straftaten, noch an der Verhinderung von möglichen Festnahmen beteiligt

Dass sich all diese Zufälle und eingestandenen Pannen genau dort ereignet haben, wo diese drei Axiome ins Wanken geraten wären, ist kein Zufall, sondern eine konstante, systemische Spur.

Wenn ich die Stimmung und das fast völlige Ausbleiben einer politischen Antwort von Seiten antifaschistischer Gruppen richtig deute, dann liegt das daran, dass man zwar der offiziellen Version weniger Glauben schenkt, aber einen anderen Geschehensablauf nicht beweisen könne. Man verharrt in einer Art Paralyse. Andere Gruppierungen wie NSU Watch in Hessen gehen jedoch noch weiter (zurück). Sie greifen jene an, die die Analyse, „der Rassismus ist das Problem“ (und der Schlüssel), für nicht ausreichend halten, und denuzieren sie als verschwörungstheoretische Irrlichter.

RHZ-3-2018-Cover

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Der 11. Tatort im NSU-VS-Komplex: Bundesamt für Verfassungsschutz/BfV in Köln

Operation Konfetti

aktueller Vorspann

Wie bei jedem Anschlag zuvor, folgt auch auf den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin 2016 das, was viele ‚Sicherheitspolitiker’ anlassfrei und seit Jahrzehnten fordern: einen „starken Staat“, noch mehr Polizei, noch mehr (Video-)Überwachung, Befugnisse und (elektronische) Fesseln … um vor dem Terrorismus das zu beschützen, was sie uns step by step wegnehmen.

Dazu zählt nach Vorstellungen des Innenministers de Maizière u.a. die Alleinherrschaft des Inlandgeheimdienstes in Gestalt des „Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV)“, die Abschaffung föderativer Gewaltenteilung. Ein Anschlagsziel vieler Regierungskonstellationen, das mit Blick auf das bestehende Grundgesetz verfassungsfeindlich ist.

Ein Grund mehr, hinter die Mauern des BfV in Köln zu schauen.

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Wolf Wetzel setzt mit diesem dritten Beitrag auf NDS die Zusammenfassung seiner fünfjährigen Recherche zum NSU-VS-Komplex fort. Heute geht es um den 11. Tatort:

Bundesamt für Verfassungsschutz/Köln. 1998 tauchten Mitglieder der neonazistischen Kameradschaft „Thüringer Heimatschutz“ (THS) ab. Das wusste der Inlandsgeheimdienst (Verfassungsschutz) noch. Dann will er dreizehn Jahre lang nichts mehr gewusst haben – auch nicht, dass sie später als NSU insgesamt zehn Menschen ermordet haben (sollen). Die einen sagen achselzuckend, dass so etwas passieren kann und verweisen darauf, dass man das Gegenteil nicht beweisen könne. In diesem Beitrag geht es darum, das Gegenteil zu beweisen: Dem Inlandsgeheimdienst fehlte es weder an Wissen über, noch an Zugängen zu den abgetauchten Neonazis. Sie machten schwere Straftaten möglich, anstatt sie zu verhindern.

Jetzt nur nicht aufhören, also weiterlesen: http://www.nachdenkseiten.de/?p=36493

(publiziert am 5.1.2017)

Dieser Beitrag ist auch als postcast zu hören: http://www.nachdenkseiten.de/upload/podcast/170105_Operation_Konfetti_NDS.mp3

Lesen Sie dazu bitte auch Teil 1 „Das unwahrscheinliche Ende des NSU“ und Teil 2 „Der Mordanschlag auf Polizisten in Heilbronn 2007“ von Wolf Wetzels Zusammenfassung

Zehn NSU-Morde und drei tote Zeugen

Zehn NSU-Morde und drei tote Zeugen

(aktualisiert am 1.4.2015)

Am 28. März 2015 wurde »eine 20-jährige Zeugin im Prozess um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) tot in ihrer Wohnung aufgefunden.« Laut Polizeiangaben wurde sie von ihrem Lebensgefährten mit Krampfanfällen in der Wohnung gefunden. Die herbeigerufenen Ärzte konnten ihr Leben nicht retten. Einem vorläufigen Obduktionsbericht zufolge sei sie an einer Lungenembolie gestorben.

Wie eine 20-Jährige an einer Lungenembolie sterben kann, erklärten die Ermittler auch. Sie habe sich vier Tage zuvor eine Prellung im Knie zugezogen, die auch ärztlich behandelt wurde, wozu auch eine Thrombosevorsorge zählte. Diese sollte jedoch nicht verhindern, dass sich ein Thrombus gelöst habe, der letztendlich die Lungenembolie verursacht habe.
Genau so sehen das Dr. Tobias Wagner/Staatsanwalt und Fritz Bachholz/Erster Polizeihauptkommissar in einer gemeinsamen Pressekonferenz vom 30.3.2015.

Es ist die dritte Zeugin, die aufgrund von gemachten Aussagen zum NSU-VS-Komplex, stirbt. Sie heißt Melisa Marijanovic.

jW-Titelseite-3-2015 Den Rest des Beitrags lesen »

Bildung und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung – durch den Verfassungsschutz

Bildung und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung – durch den Verfassungsschutz. Am Beispiel des Neonazi und V-Mann Tino Brandt

aktualisiert am 13.11.2014

Tino Brandt, Neonazi und über Jahre zugleich V-Mann des Verfassungsschutzes in Thüringen wird seit dem 15.7.2014 im NSU-Prozess in München als Zeuge vernommen.
Wesentliche Details sind bereits seit längerem bekannt, auch wenn deren Bedeutung und Tragweite kaum wahrgenommen werden will. Was hier noch einmal zur Sprache kommt, ist die Tatsache, dass es ohne die aktive Unterstützung des Verfassungsschutzes keinen Nationalsozialistischen Untergrund/NSU gegeben hätte.
Sollten das Strafgesetzbuch noch Gültigkeit haben, erfüllen bereits die bislang bekannt gewordenen Fakten und Einlassungen den Tatbestand der

Unterstützung, wenn nicht gar der Bildung einer terroristischen Vereinigung nach 129 § des StGB.

Die scheinbare Empörung über die ›brisanten Details‹ steht in keinem Verhältnis zur Konsequenzenlosigkeit, die über allem thront und von fast allen geteilt wird, die ansonsten nicht müde werden, politische und strafrechtlichen Konsequenzen zu fordern.

 

V-Mann Tino Brandt-LfV

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Interview über das Buch ‚Der NSU-VS-Komplex‘ mit kenFM

Das Interview ist ca. 45 Minuten lang, greift die Gründe für dieses Buch auf, fragt nach der Logik von Pannen, die so gesteuert und synchronisiert sind, dass es eben keine Pannen mehr sein können und geht auf den Beginn des NSU-Prozesses ein, der in München begonnen hat, auf die Hoffnungen und Chancen auf eine „juristische Aufarbeitung“:

Die größte Mordserie in der Geschichte der BRD offenbart sich immer mehr als Farce. Das, was uns das Gericht in München glauben machen will, nämlich dass es keinerlei kriminelle Verbindungen zwischen Staat und NSU-Trio gegeben haben soll, ist nicht nur nachweislich falsch, es ist noch mehr: Eine dreiste Lüge. Ohne den Staat hätte es die NSU, wie wir sie kennen, nie gegeben. Aber anstatt einen soliden Untersuchungsausschuss durchzuführen, geht die Justiz auf Anweisung von ganz oben einen anderen Weg. Sie seift die Bevölkerung komplett ein und verhöhnt die Opfer. Der Staat hatte über das, was später als NSU-Terrozelle bekannt werden sollte, zu jeder Zeit das volle Wissen. Er war schon am Set, als sich die Neo-Nazis noch THS (Thüringer Heimatschutz) nannten. Er begleitete sie quasi in den Untergrund, und war über 10 Jahre eine Art Escortservice.

Die Beweise sind erdrückend, nur sie sind in München kein Thema. Hier steht Beate Zschäpe vor Gericht, als einzige Überlebende des Trios. Was sie nicht weiß, gab es nicht. Eine Farce.

Ein deratiges Verfahren, das auf das Gros der Zeugen – unzählige Verfassungsschützer, Polizisten und BKA-Angestellte – verzichtet, würde, in Moskau abgehalten, als Schauprozess gelten. Exakt das ist er auch hier. Die Blutspur führt hoch hinaus, bis ins Innenministerium, und von “Behördenchaos” kann überhaupt nicht die Rede sein. Als es um das vorsätzliche Vernichten von Beweisen ging, und man Akten im Tonnenbereich schredderte, arbeiteten diverse Behörden sauber synchron zusammen.

Was wir bisher über die sogenannte NSU-Affäre wissen, sind höchstens fünf bis zehn Prozent, sagt Wolf Wetzel, der nach zwei Jahren Recherche mit “Der NSU-VS-Komplex” ein Buch zu dieser Staataffäre vorlegt.
KenFM tauchte mit dem Autor ganz tief in den Sumpf des Verbrechens und des staatlich geförderten Terrors ab.

KenFM im Gespräch mit: Wolf Wetzel (“Der NSU-VS-Komplex”)

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=urNJ2HxFrUs#t=0s

Der NSU-VS-Komplex – Wo beginnt der Nationalsozialistische Untergrund/NSU – wo hört der Staat auf?

Der NSU-VS-Komplex

Wo beginnt der Nationalsozialistische Untergrund/NSU – wo hört der Staat auf?

Wolf Wetzel, Unrast Verlag

ISBN: 978-3-89771-548-6

180 Seiten/ 14 Euro

2. aktualisierte und erweiterte Auflage

Oktober 2013

Das Buch stellt sich vor:

In den letzten beiden Jahren haben sicherlich viele etwas  über den Nationalsozialistischen Untergrund, über die Rolle der Geheimdienste und ihr Versagen gelesen und gehört. Nicht wenigen schwirrt der Kopf, die Fakten erzeugen mehr Schwindel als Klarheit, und je man erfährt, desto unübersichtlicher erscheint das Ganze.

Das liegt zum geringsten Teil an Ihnen, an euch.

Wo fängt der Nationalsozialistische Untergrund an - wo hört der Staat auf?

Nach zwei Jahren Recherche wuchs das Bedürfnis, nicht in der Flut der Informationen zu ertrinken, und angesichts der zahlreichen Spuren nicht den Kopf zu verlieren.

Die Absicht war und ist, dabei weder in eine Glaskugel zu schauen, noch in dieser auffallenden Vagheit, in den unzähligen Andeutungen stecken zu bleiben.

Das Buch ist also nicht in der Absicht geschrieben worden, über das zu orakeln, was bis heute im Dunkeln liegt, sondern sich an dem zu orientieren, was öffentlich gemacht wurde, was in die Öffentlichkeit gelangte. Das sind vielleicht fünf Prozent vom dem, was den NSU-VS-MAD-Komplex ausmacht – dennoch ist es viel mehr, als es den Sicherheitsarchitekten lieb ist.

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Staatsterrorismus – who stand behind NSU?

Staatsterrorismus – who stand behind NSU?
Eine Begleittext zur Dokumentation „Gladio“ aus dem Jahr 2010, die am 1.11.2012 in 3SAT um 22.15 Uhr nochmals ausgestraht wurde.
Fassen wir in groben Zügen zusammen, was man bisher über den Nationalsozialistischen Untergrund/NSU weiß:

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13.9.2013 – Veranstaltung zum NSU-VS-Komplex in Chemnitz/M54

Lesung, aktuelle Ergänzungen zum NSU-VS-Komplex

und das Schweigen der Lämmer….

Freitag, 13.09.2013 | 19:00 Uhr

Alternatives Jugendzentrum e.V.
Chemnitztalstr. 54, 09114 Chemnitz

AJZ Chemnitz

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18.10.2012 – Veranstaltung „Blinder oder tiefer Staat“

Nationalsozialistischer Untergrund/NSU  und blinder oder tiefer Staat

Wer die Enthüllungen rund um das Terrornetzwerk NSU verfolgt, wird von Mal zu Mal fassungsloser. Die Polizei lässt die späteren NSU-Mitglieder entkommen, als sie bei ihnen Sprengstoff findet, der Verfassungsschutz verhindert den Zugriff der Zielfahnder, die Vorfeldorganisation „ThüringerHeimatschutz“ ist von 40 V-Leuten unterschiedlichster Geheimdienste durchsetzt, V-Leute schleusen Geld zur NSU-Zelle.

Noch nie konnte ein Blinder (Staat) so gut sehen!

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