Blutspur der Nichtaufklärer

Blutspur der Nichtaufklärer

Angeblicher Selbstmord aus Liebeskummer: NSU-Zeuge Florian Heilig hatte wohl weitgehend glückliche offene Beziehung

Die Kommunikation des NSU-Zeugen Florian Heilig in der Nacht vor seinem Tod widerlegt die Behauptung, er habe sich aus Liebeskummer selbst umgebracht. WhatsApp-Nachrichten, die er in dieser Nacht mit seiner Freundin tauschte, sprechen eine andere Sprache. Der 21jährige hätte am 16. September 2013 zum Mordanschlag auf zwei Polizeibeamte in Heilbronn 2007 aussagen sollen, verbrannte aber an diesem Tag in seinem Auto.

Viereinhalb Jahre galt der Polizistenmord als unaufgeklärt. Seit November 2011 gilt er als gelöst: Es sollen die Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gewesen sein, die als ausführende Haupttäter des »Nationalsozialistischen Untergrunds« (NSU) zudem neun Migranten ermordeten. Die erschossene Beamtin Michèle Kiesewetter und ihr verletzter Kollege seien Zufallsopfer gewesen. Nur die beiden toten NSU-Terroristen hätten diese Tat ausgeführt. Spätestens seit September 2013 gerät diese Theorie ins Wanken.

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Die Zeugin ›Bandini‹ wird am 13.4.2015 vor dem PUA in Baden-Württemberg gehört

Die Zeugin ›Bandini‹ wird am 13.4.2015 vor dem PUA in Baden-Württemberg gehört

Am 13. April wird vor dem PUA in Baden-Württemberg eine weitere Zeugin aussagen. Eine Zeugin, die die polizeilichen Ermittler bis heute nicht gefragt, nicht gefunden haben (wollen). Das liegt nicht an einer unleserlichen Postanschrift, sondern an dem Umstand, dass sie alle Ermittlungsergebnisse der Polizei – in einem weiteren Fall – ad absurdum führen könnte.
›Bandini‹ hatte bis in den Morgen des 16. September 2013 hinein Kontakt mit Florian Heilig, u.a. durch WhatsApps. Weder dieser bedeutsame Umstand findet sich in den Ermittlungsakten, noch die Tatsache, dass sie vieles vom dem bestätigen kann, was Florian Heilig bereits 2011 gegenüber polizeilichen Ermittlern offenbart hatte: Es gibt eine weitere neonazistische Terrorgruppe namens ›NSS‹, mit der der NSU in Verbindung stand und … in den Mordanschlag auf Polizisten in Heilbronn 2007 sind (weitere) Personen involviert, die in der Anklageschrift der Bundesanwaltschaft nicht auftauchen.

Mehr dazu in der morgigen Ausgabe der Tageszeitung ›Junge Welt‹ vom 13.4.2015

Blutspur der Nichtaufklärer | Angeblicher Selbstmord aus Liebeskummer: NSU-Zeuge Florian Heilig hatte wohl weitgehend glückliche offene Beziehung. Whats-App-Austausch mit Freundin erhalten
von Wolf Wetzel
http://www.jungewelt.de/2015/04-13/013.php

»Immer die Waffen fotografiert« | Aussagen der Freundin des toten Florian Heilig liegen Stuttgarter NSU-Untersuchungsausschuss vor
von Wolf Wetzel
http://www.jungewelt.de/2015/04-13/014.php

Die Büchse der Pandora
Kommentar von Wolf Wetzel
http://www.jungewelt.de/2015/04-13/010.php

 

Wolf Wetzel

Der NSU-VS-Komplex. Wo beginnt der Nationalsozialistische Untergrund – wo hört der Staat auf? Unrast Verlag 2013, 2. Auflage

Über die Hintergründe und Umstände dieser Zeugenaussage, empfehle ich folgenden Beitrag:

Zehn NSU-Morde und drei tote Zeugen

 

Zehn NSU-Morde und drei tote Zeugen

Zehn NSU-Morde und drei tote Zeugen

(aktualisiert am 1.4.2015)

Am 28. März 2015 wurde »eine 20-jährige Zeugin im Prozess um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) tot in ihrer Wohnung aufgefunden.« Laut Polizeiangaben wurde sie von ihrem Lebensgefährten mit Krampfanfällen in der Wohnung gefunden. Die herbeigerufenen Ärzte konnten ihr Leben nicht retten. Einem vorläufigen Obduktionsbericht zufolge sei sie an einer Lungenembolie gestorben.

Wie eine 20-Jährige an einer Lungenembolie sterben kann, erklärten die Ermittler auch. Sie habe sich vier Tage zuvor eine Prellung im Knie zugezogen, die auch ärztlich behandelt wurde, wozu auch eine Thrombosevorsorge zählte. Diese sollte jedoch nicht verhindern, dass sich ein Thrombus gelöst habe, der letztendlich die Lungenembolie verursacht habe.
Genau so sehen das Dr. Tobias Wagner/Staatsanwalt und Fritz Bachholz/Erster Polizeihauptkommissar in einer gemeinsamen Pressekonferenz vom 30.3.2015.

Es ist die dritte Zeugin, die aufgrund von gemachten Aussagen zum NSU-VS-Komplex, stirbt. Sie heißt Melisa Marijanovic.

jW-Titelseite-3-2015 Den Rest des Beitrags lesen »

Florian Heilig – Der Tod eines Zeugen. Mord oder ein Suizid aus Liebeskummer?

Florian Heilig – Der Tod eines Zeugen. Mord oder ein Suizid aus Liebeskummer?

Am 2. März 2015 wurden Vater und Schwester von Florian Heilig im parlamentarischen Untersuchungsausschuss/PUA in Baden-Württemberg gehört. Die ehemalige Freundin wurde in einer nicht-öffentlichen Sitzung gehört.

Der folgende Beitrag fasst die zahlreichen Gesprächen mit der Familie Heilig und die eigenen Recherchen der letzten 1 ½ Jahre zusammen.
Genau acht Stunden vor seiner Vernehmung als Zeuge bringt sich Florian Heilig auf fürchterliche Weise selbst um. Er verbrennt in seinem eigenen Auto – um 9 Uhr morgens, 70 Kilometer von seinem Heimatort entfernt. Das behauptet die Staatsanwaltschaft in Stuttgart, das behauptet der Gall-Bericht des SPD-geführten Innenministeriums im Februar 2014.

Traueranzeige der Familie Heilig

Traueranzeige der Familie Heilig

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Der NSU-VS-Komplex in Baden-Württemberg

Der NSU-VS-Komplex in Baden-Württemberg

Über (wenig) Einsicht und (viel) Flucht in einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss/PUA

Was monatelang für »nicht machbar und völlig unnötig« erklärt wurde, kommt nun doch: ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss/PUA im Ländle. Nun wollen sich die ehemaligen und aktuellen Regierungsparteien gemeinsam selbst kontrollieren.

 

IM Gall (SPD) bei der Arbeit

IM Gall (SPD) bei der Arbeit

In diesen Tagen geht es darum, den Fahrplan für die kommenden Sitzungen auszuhandeln: Welche Themen sollen behandelt, welche Zeugen geladen, welche Akten angefordert werden? Was eigentlich einer parlamentarischen Opposition obliegen sollte, liegt im Ländle in den Händen der alten und neuen Regierungsparteien.
Auch wenn es CDU und SPD lange und gemeinsam zu leugnen versuchten: In Baden-Württemberg spielen sich zentrale Ereignisse ab, die die Geschichte des NSU als auch ihre Nicht-Aufklärung markieren.

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Ende einer Dienstfahrt – Aufklärung a la carte

Ende einer Dienstfahrt – Aufklärung auf

nordkoreanischem Niveau

Florian Heilig sollte am 16.9.2013 seine bereits Mitte 2011 gemachten Aussagen zum Mordanschlag auf Polizisten in Heilbronn 2007 und zur Existenz einer weiteren neonazistischen Terrorgruppe (namens NSS) in Baden-Württemberg wiederholen bzw. präzisieren. Acht Stunden vor dieser Zeugenvernehmung verbrannte Florian Heilig qualvoll in seinem Auto. Die Polizei behauptet einen Selbstmord. Als Motiv gibt sie »Liebeskummer« vor.

Auto-Florian-Heilig-2013

 

Weder die Familie noch die Freundin bestätigen dieses Motiv. Die schlichte Frage stand und steht im Raum: Wurde in alle Richtungen ermittelt? Wurde den Indizien für Fremdverschulden nachgegangen? Welche überprüfbaren, belastbaren Indizien sprechen für Selbstmord, welche für Mord? Den Rest des Beitrags lesen »

›antifa‹ – Zeitung – Magazin der VVN-BdA. Interview mit Wolf Wetzel

antifa‹ – Zeitung – Magazin der VVN-BdA

Interview mit Wolf Wetzel

logo-Antifa-VVNIm Zusammenhang mit der Fahndung nach den Mitgliedern des NSU reiht sich Panne an Panne. Wie erklärst Du Dir das?

Der Begriff Panne soll ja suggerieren, dass sich dreizehn Jahre lang ein neonazistischer Untergrund sicher sein konnte – ohne staatliches Zutun, ohne Vorsatz, ohne Anweisung, ohne Deckung der parlamentarischen und politischen Kontrollgremien. Wenn dies so gewesen sein soll, stellt sich doch die Frage, warum haben sich dann diese Pannenserien nur sektorial, im Bereich des Neonazismus abgespielt und nicht auch im Bereich ›Antifaschismus‹? Warum haben zur selben Zeit alle Behörden, alle Hierarchien perfekt harmoniert, als es z.B. um die Durchsetzung der Neonaziaufmärsche in Dresden 2010-2013, um die Kriminalisierung von AntifaschistInnen ging? Dort arbeiteten alle Behörden, auf allen Ebenen pannenfrei zusammen! Ein paar Flure weiter herrschten Behördenwirrwarr und ein einzigartiges Behördenversagen?

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Erst verbrennen Akten, dann Zeugen

Der Polizistenmord in Heilbronn 2007, der nicht

aufgeklärt werden darf (Teil II)

aktualisiert am 5.12.2013

Der Mordanschlag auf Polizisten, der dem neonazistischen NSU zugeschrieben wird, weist fünf Besonderheiten auf:

  • Alle vorliegenden Indizien und Hinweise führen zu Tätern, die nicht mit den namentlich bekannten NSU-Mitgliedern Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos identisch sind.
  • Mit den Phantombildern, die mithilfe des schwerverletzten Polizisten und anderer Zeugen erstellt wurden, wurde nie öffentlich gefahndet. Warum?
  • Wenn der Geheimdienst polizeiliches Vorgehen hintergeht, dann ist das ärgerlich und gewollt. Wenn Geheimdienste hingegen bei der Aufklärung eines Mordanschlags auf Polizisten ein Problem werden, dann gerät die institutionelle Hierarchie ins Wanken.
  • Nach diesem Mordanschlag bricht die Terror- und Mordserie des NSU ab. Gibt es einen Zusammenhang?
  • Warum richtet Baden-Württemberg bis heute keinen parlamentarischen Untersuchungsausschuss/PUA ein?

 

Dass im Fall der neun ermordeten Migranten vorsätzlich falsch ermittelt wurde, dass jedes Indiz in Richtung Neofaschismus für irrelevant erklärt wurde, dass Opfer zu Tätern gemacht wurden, erklären viele – auch der PUA-Abschlussbericht erwähnt dies – mit dem weitverbreiteten Rassismus.

Auch wenn dies näher an die Ursachen dieses Nichtaufklärungswillens heranreicht, als das Gerede von den Pannen, so hilft diese Erklärung nicht für die schier unglaubliche Nichtbereitschaft, den Mordanschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn 2007 aufzuklären.

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Erst verbrennen Akten, dann Zeugen – statt Fragen mediales Schweigen

Kein öffentliches Interesse…

Ein Zeuge, der sich im Aussteigerprogramm ›BIG Rex‹ für Neonazis befand, will am 16. September 2013 weitere Aussagen zum Mordanschlag auf Polizisten in Heilbronn 2007 machen. Er fährt über 70 Kilometer nach Stuttgart, ist fast am Ziel, und bringt sich dann um 9 Uhr früh aus ›Liebenskummer‹ um?

Warum schweigen die großen Medien über diesen Vorfall? Warum nehmen die auflagestarken Medien diese Version stillschweigend hin? Medien, die nach Bekanntmachung des Nationalsozialistischen Untergrundes/NSU 2011 versprachen, nicht länger den ausgelegten Spuren staatlicher Behörden blind und ergeben zu folgen?

Bis heute halten Ermittler und Staatsanwaltschaft daran fest, dass der Mordanschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn 2007 von den beiden toten NSU-Mitgliedern Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt »ohne Mithilfe ortskundiger Dritter« verübt wurde.

Das tun sie, obwohl kein einziger Beweis für deren direkte Tatbeteiligung vorgelegt werden kann. Fakt hingegen ist, dass die Spuren und Hinweise, die es zuhauf gibt, zu anderen/weiteren neonazistischen Tätern führen.

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