Wenn Business- und First Class den Sexismus der Straße anprangern …

dann sieht das so aus:

Focus-weiße-Frau-schwarze-Hände-2-2016-Netz

 

(Focus-Titel-Seite von 2/2016)

Das Titelbild soll angeblich die Ängste und Gefühle von Frauen illustrieren, die in der Silvesternacht vor dem Kölner Hauptbahnhof mit sexualisierter Gewalt konfrontiert waren.
Was ›Focus‹ damit befriedigt, ist vor allem deren eigene Lust und die ihrer Leser.

Hier ist Hochglanz am Werk, alles ist perfekt ausgeleuchtet. Das Modell wurde selbstverständlich nackt ausgezogen und bezahlt und dieses wird in aller Regel sagen: Das machen ich gern, das ist ein Traumjob und die einzige Gefahr, die ihr droht …

kommt von schwarzen Händen,

die sie begrabschen, die im Gegensatz zu den vielen ›weißen‹ Händen, die sie benutzen, ihre Spuren hinterlassen (müssen), überall.

Nur die Focus-Redaktion schützt sie – mit Balken, die natürlich nichts wirklich verdecken dürfen.
Unmissverständlicher kann man lupenreinen Rassismus nicht ins Bild setzen.
Vor diesen ›weißen‹ Händen sollte man sich in Acht nehmen.

Zu diesem First Class Sexismus gibt es einen recht guten Artikel in der taz:

»Auf dem Focus-Titel ist der Körper der Frau mit schwarzen Handabdrücken bedeckt. Auch die Süddeutsche Zeitung illustriert das Thema in der Wochenendausgabe ähnlich mit einer Schwarzweiß-Grafik: Ein schwarzer Arm greift zwischen zwei weiße Frauenbeine.
Die Vorstellung, dass dunkle Haut abfärbt, ist ein altes und gängiges rassistisches Motiv, das dunkle mit dreckiger Haut gleichsetzt. Das Bild von schwarzen Händen, die nach einem weißen Körper greifen, von nichtweißen Männern, die weißen Frauen nachstellen, stammt zudem von tief unten aus dem Reich rassistischer sexueller Fantasien: die Beschmutzung der weißen Frau. „Rassenschande”.
Engagement gegen Sexismus wäre bitter nötig. Aber solche Illustrationen sind Rassismus unter dem Vorwand, Sexismus anzuprangern. Und sind dabei selbst sexistisch.« (Anna Böcker, taz vom 9.1.2016)

 

Wolf Wetzel

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