Autonome – eine Spurensuche

Autonome tauchen immer dann in den Medien auf, wenn es alle anderen nicht gewesen sein sollen.
Autonome erkennen die Medien immer dann, wenn es nichts zu erkennen gibt.
Autonome waren es, wenn es um Randale und Ausschreitungen geht und kein Fußballspiel in der Nähe ist.
Autonome sind alle, die nicht friedlich von A nach B demonstrieren.
Autonome sind schlimmer als Krawallmacher und Hooligans. Letztere machen alles aus Langweile und Frust, erstere aus Leidenschaft, mit Plan.
Autonomen geht es nie um die Sache, um das konkrete Anliegen. Ihnen geht es ums Ganze, ums System.
Autonome tauchen aus dem Nichts auf, machen alles kaputt und verschwinden dann genauso schnell spurlos.
Neuerdings gibt es in den Medien ›Links-Autonome‹. Wer hat sie abgespalten, von was?
Autonome gibt es immer am 1. Mai in Berlin.
Gab es sie überhaupt? Gibt es sie noch? Sind sie ein Mediengespenst, das ab und an durch die politische Landschaft gescheucht wird?

AK Wantok hat sich auf die Spurensuche gemacht. Daraus ist ein 406 Seiten starkes Buch geworden: ›Perspektiven autonomer Politik‹, Unrast Verlag 2010.

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Die Geschichte der militanten Kämpfe – von A bis (R)Z – von 1968 – 2000

2001 brachten wir als autonome L.U.P.U.S.- Gruppe das Buch heraus:

Die Hunde bellen … von A bis (R)Z – Eine Zeitreise durch die 68er Revolte und die militanten Kämpfe der 70er bis 90er Jahre

Nun ist die Auflage verkauft, das Buch im Antiquariat, aber noch ist das nicht das Ende.

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Der Angriff des Kommandos der »Bewegung der arabischen Revolution« auf die OPEC-Konferenz in Wien 1975

Der Angriff des Kommandos der »Bewegung der arabischen Revolution« auf die OPEC-Konferenz in Wien 1975

Wie alles anfing

Zum ersten Mal erfuhr Hans-Joachim Klein von der geplanten Aktion im Frankfurter Stadtwald Anfang November 1975. Dort traf er sich mit mehreren RZ-Mitgliedern. Ihr Anliegen war es, Hans-Joachim Klein für eine Teilnahme zu gewinnen. In groben Zügen – ohne genauere Details – wurde er mit der Idee und politischen Absicht dieser Aktion vertraut gemacht. Das entsprach den Regeln der Klandestinität. Hans-Joachim Klein schien von der Dimension dieses Vorhabens ziemlich überrascht worden zu sein. Schließlich ist ein bewaffneter Angriff auf eine OPEC-Konferenz nicht unbedingt eine Konsequenz, die auf der Hand liegt – nimmt man die Erfahrungen rund um den Frankfurter Häuserkampf, auf die er zurückgreifen konnte. Hans-Joachim Klein bat sich 2 Wochen Bedenkzeit aus.

Zwei Wochen später trafen sie sich noch einmal im Stadtwald….

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Ein Streifzug durch die Frankfurter Geschichte Anfang der 70er Jahre (2001)

Ein Streifzug durch die Frankfurter Geschichte Anfang der 70er Jahre –

oder

Wie sich Marcuses Randgruppenstrategie und die (Vor-)Geschichte Hans-Joachim Kleins in die Arme liefen

Seine Mutter deportierten die Nazis ins KZ Ravensbrück. Kurze Zeit später verstarb sie. Sein Vater, »ahnungsloser« Nazi, Bulle und überzeugter Antikommunist, steckte ihn ins Kinderheim. Mit drei oder vier Jahren kam er zu Pflegeeltern. Als Hans-Joachim Klein neun oder zehn Jahre alt war, platzte sein »Erzeuger« (S.33) in sein Leben, wo es »im großen und ganzen ganz manierlich« zuging (S.31). Sein Vater hatte sich neu verheiratet und holte Hans-Joachim in die Familie zurück. Das Familienglück währte nur sehr kurz. Bald setzte es bei jeder sich bietenden Gelegenheit Schläge: »Beliebt waren vor allen Dingen Elektrokabel – extra auf ne gute Länge getrimmt – ein Nudelholz und Kochlöffel« (S.33). Mal haute er für ein paar Tage ab, mal suchte er vergeblich Schutz beim Jugendamt. Immer wieder war seine Rückkehr mit furchtbaren Prügeln verbunden. Irgendwann landete er im Erziehungsheim in Hassloch/Pfalz. Nachdem er keinen Unterschied zwischen familiärer Gewalt und der Schläge aus staatlicher Fürsorge entdecken konnte, haute er auch dort ab und fand bei seinem Vater wieder Unterschlupf. Dieser besorgte seinem Sohn eine »anständige« Arbeit bei der Post und verlegte sich vom Schlagen aufs aussperren: »Wenn ich nicht um zehn Uhr abends zu Hause war, musste ich im Keller pennen. Und das war sehr oft.« (S.37). So füllte sich das Fas wieder und Hans-Joachim Klein gab seinem Vater einen der vielen Schläge zurück – und fand im Postwohnheim eine vorübergehende Bleibe. In dieser Zeit zog er gelegentlich los, um mit Kumpels zusammen Autos zu knacken und »Schwule zu klatschen« – eine damals beliebte Methode von Straßen-Gangs, um recht einfach und folgenlos an Geld und männliche Selbstvergewisserung zu kommen. Wegen der Autodiebstähle landete Hans-Joachim Klein schließlich für acht Monate im Knast und verlor selbstredend seinen Job bei der Post.

Der Kreislauf schien sich von neuem zu schließen: Sein Vater gewährte ihm den gerichtlich verordneten festen Wohnsitz und die Gefangenenfürsorge verschaffte ihm als Lagergehilfe einen Job in der Kneipe »Schultheiss«, für 3,85 Mark die Stunde. »Das nahm ich an, was sollte ich machen. Dort schuftete ich mich wirklich halbtot, sehr oft auch noch Sonntags«(S.38) …Zu dieser Zeit war Hans-Joachim Klein 20 Jahre alt.

Der Zufall wollte es, dass dieses Restaurant im Westend lag, »ein Viertel in Frankfurt, wo es viele Studenten gab. Das war 1967, als die Bewegung grade richtig losging. Da hatte ich meine ersten Kontakte.« (S.275)

Ein weiterer Zufall sollte schlagartig mit seinem »Kinderglaube(n) an die liebe Polizei« (S.40) aufräumen. Auf einer der vielen Anti-Vietnamkrieg-Demonstrationen beobachtete Hans-Joachim Klein, wie mehrere Polizeibeamte eine Frau zusammenschlugen: »Ich habe einen Schlag ausgeteilt und einen verpasst gekriegt. Von dem Moment an hab ich angefangen nachzudenken. Ich hab angefangen, mit den Studenten zu diskutieren, Fragen zu stellen. Ich begann zuzuhören, wenn von Vietnam die Rede war. Ich las mein erstes Flugblatt, von dem ich übrigens kein einziges Wort verstand.« (S.276)

Was ihm an den Studenten, an den Krawallmachern und Kommunisten gefiel, stand nicht in den Flugblättern. Was ihn beeindruckte, war, dass sie ihm zuhörten, dass sie ihm geduldig und ohne Arroganz Dinge erklärten, die er wissen wollte, »dass sie sich für Sachen einsetzten, von denen sie keinerlei materiellen Nutzen hatten… Das war eine meiner ersten Entdeckungen überhaupt. Dass man da Sachen macht, die nichts auf die eigene Hand bringen. Das war wider aller Regel, wie ich sie 20 Jahre beigebracht bekommen habe.« (S.111). Bevor er auf sein erstes Teach-in ging, kaufte er sich eine Packung Gauloises, nachdem er mitbekommen hatte, dass viele seiner neuen Freunde eben diese Marke bevorzugten. Einer davon war vom Verband der Kriegsdienstverweigerer (VdK) und da für ihn die Entscheidung anstand: Bundeswehr ja oder nein, besuchte er öfters das Büro in der Adalbertstraße. Dort diskutierten sie lange und heftig um das für und wider. Ein halbes Jahr später entschied sich Hans-Joachim Klein doch in die Bundeswehr zu gehen: »Mit dem Kopf, dass gegen die was unternommen werden muss (S.40)… dass das Ding von innen anzugreifen (theoretisch)« (S.39) ist. Ganz praktisch hat ihm das viel Knast und pausenlos Wachdienst eingebracht.

Als Hans-Joachim Klein nach eineinhalb Jahren mehr oder weniger misslungener Wehrkraftzersetzung entlassen wurde, hatte sich draußen viel verändert. Die unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Studentenbewegung polarisierten sich, die Enttäuschungen über das nicht erreichte bzw. hartnäckig bestehende führte zu unterschiedlichen Konsequenzen. Ein Teil davon machte sich an den Aufbau einer der vielen kommunistischen Parteien (KBW, KPD/AO, KB), ein anderer Teil entschied sich für den »Marsch durch die Institutionen«. Andere wiederum entschieden sich zum Aufbau illegaler, bewaffneter Strukturen (RAF, 2.Juni, RZ). Ein Großteil der noch politisch Aktiven blieb dem anti-autoritären, undogmatischen Gedankengut treu und suchte nach dafür geeigneten Strategien. Die gerade in Italien im Entstehen begriffene Autonomia – deren Theorie und Praxis sich im Widerspruch zu den kommunistischen, marxistisch-leninistischen Parteidoktrinen entwickelte – wurde so über Jahre Bezugspunkt der westdeutschen, undogmatischen Linke. In Frankfurt griffen die Spontis diese Ideen und Konzepte auf und versuchten sie auf die Verhältnisse in (West-)Deutschland zu übertragen.

Im Mittelpunkt der Autonomia stand die Infragestellung des Legalismus, die Entwicklung neuer, militanter Kampfformen, die Abkehr von einem blinden Ökonomismus (mit der Arbeiterklasse an der Spitze), Konzepte von einer breiten, gesellschaftlicher Verankerung, die Lebendigkeit einer Utopie (anstatt protestantischer/kommunistischer Versprechungen auf ein besseres danach) und die zarte Infragestellung zentralistischer, hierarchischen (Organisations-)Strukturen.

Die Unruhe verließ das Universitätsgelände und das studentische Milieu – an allen Ecken und Enden dieser Stadt tauchte sie wieder auf. In großen Betrieben (wie Opel und Ford) nahm der RK (Revolutionärer Kampf) seine interventionistische Betriebsarbeit auf, die bis zu ‚wilden‘ Streiks führte. Die Emigranten als Lohnarbeiter in den Fabriken als auch als BewohnerInnen herunter gekommenener Wohnviertel wurden zu einer politische Bezugsgröße. Überall in der Stadt schossen Stadtteilgruppen aus dem Boden, die auch Ausgangspunkt für die ersten Hausbesetzungen in Frankfurt wurden. In Obdachlosensiedlungen – heute sprachlich geschönt als »soziale Brennpunkte« geführt – wurde die politische Arbeit begonnen und viele Jugendliche gaben – mit Erfolg – den wild zirkulierenden Ideen und (Auf-)Brüchen in selbstverwalteten Jugendzentren einen Ort. Mehr quer dazu als daneben formulierten sich die ersten Ansätze der zweiten Frauenbewegung, die das Patriarchat – zum Unmut vieler Genossen – nicht nur im System ausmachten, sondern auch unter den revolutionären Männern und Beziehungspartnern. »Kurz, für jedes politisches Herz und jeden politischen Geschmack war in Frankfurt und darüber hinaus was vorhanden.« (S.124)

Als Hans-Joachim Klein von der Bundeswehr nach Frankfurt zurückkehrte, stürzte er sich alsbald in das Getümmel unzähliger Initiativen, Gruppen und Aktivitäten.

Als der Frankfurter Ortsverband der VdK vom Bundesvorstand wegen Radikalismus ausschlossen wurde, wandte er sich den Anarchos zu und wurde Mitglied der »Föderation Neue Linken«: »Es war eine herrliche und vor allem verrückte Zeit, obwohl die politische Arbeit nie zu kurz kam.« (S.129). Grund genug, um wieder einmal einen seiner beschissenen Lohn-Jobs zu verlieren, samt Unterkunft. Dieses Mal ging er nicht zu seinem Vater zurück, sondern entschied sich für eine völlig neue Erfahrung. Er zog in eine Wohngemeinschaft ein: »Das war meine erste Erfahrung gemeinschaftlichen, solidarischen Zusammenlebens, mit all seinem Freud und (manchmal) Leid. Das erste Mal in meinem Leben kollektive Lebensformen: Hatte der eine keine Kohle, hatte es halt der andere und gab’s ohne Murren raus. Meins, deins, so was gab es nicht mehr. Ich habe ganz schön umlernen müssen in der Zeit.« (S.130)

Zu dieser Zeit landeten die ersten Mitglieder der RAF im Knast, wodurch die Haftbedingungen insbesondere die gegen sie verhängte Isolationshaft ins Blickfeld politischer Diskussionen geriet. Das politische Strafrecht (§ 88a, § 129a) wurde verschärft, das Demonstrationsrecht eingeschränkt. Die wachsende Repression hinterließ eine Blutspur: Petra Schelm, Georg von Rauch, Thomas Weisbecker wurden – selbstverständlich aus Notwehr – von Polizeibeamten erschossen. All diese Ereignisse führten zur Gründung der »Roten Hilfe«, der Hans-Joachim Klein beitrat. Seine Solidarität gegenüber den politischen Gefangenen stand für ihn außer Frage. Dennoch zählte er sich zu jenen, die sich einer Instrumentalisierung durch die RAF widersetzten: »Das ist auch ein bisschen der Grund, warum ich den Revolutionären Zellen beigetreten bin und nicht der RAF.« (S.281)

Fortan bestimmten im Großen und Ganzen zwei politische Konzepte und Strategien das Leben der Linken (nicht nur) in Frankfurt. Auf der einen Seite die Politik und Praxis der RAF, das Primat der Illegalität, die Illegalität als einzig wahren Bruch mit den Verhältnissen, deren Zuspitzung durch Anschläge und das damit verfolgte Ziel, die bürgerliche Demokratie als (letztendlich) faschistisches System zu demaskieren.

Auf der anderen Seite die Vorstellungen von einer militanten Politik, die die Legalität nicht (freiwillig) aufgibt und die Wahl der Mittel, die Dynamik der Kämpfe an den Grad gesellschaftlicher Verankerung bindet.

Hans-Joachim Klein versuchte einen Spagat zwischen beidem. Er beteiligte sich weiterhin an den militanten Auseinandersetzungen in Frankfurt, an den Verteidigungskämpfen um die besetzten Häuser (Kettenhofweg, Bockenheimer/Schumannstr.-Block), an den heftigen Straßenkämpfen gegen die Einführung eines neuen FVV (Frankfurter U- und S-Bahn)-Tarifs, an den Aktionen, die von der Roten Hilfe ausgingen, an der letzten Anti-Vietnamkriegs-Demonstration in Frankfurt am 30.4.1975, als im ehemaligen Saigon die Fahne des Vietcongs gehisst wurde.

Gleichzeitig machte er keinen Hehl aus seiner Sympathie für die RAF-Aktionen gegen das amerikanische Headquarter in Heidelberg und das IG-Farben-Haus in Frankfurt, die in engem (das heißt nicht nur politischem, sondern logistischem) Zusammenhang zu dem Krieg der USA gegen Vietnam standen. Nicht anders verhielt er sich zu Anschlägen auf amerikanische Einrichtungen, die er nicht als unpolitisch verurteilte, sondern guthieß. Damit geriet er immer wieder auch in Widerspruch zu den GenossInnen, die er im Laufe seiner Politisierung schätzen lernte: »Ich hatte keine Lust mehr, mich da auf große Diskussionen einzulassen. Und noch weniger hatte ich Lust, durch halb Frankfurt zu rennen – als ging’s um den goldenen Schuh – vor grinsenden Bullenketten und tropfenden Wasserwerfern zu stehen…um dann anschließend kaputt vom Rennen und frustriert von der Ohnmacht (…) nach Hause zu gehen.« (S.133)

Die Auseinandersetzungen wurden immer härter und der persönliche und politische Spagat Hans-Joachim Kleins immer schwieriger. Wieder kam ein Zufall zur Hilfe. Er kannte Wilfried (Bonnie) Boese bereits von der Stadtteilgruppe im Gallus, von der »Roten Hilfe« und dem Black Panther-Komitee. Als dieser ihm eines Tages die Tür zur RZ öffnete (S.281), willigte er ein und machte aus seinem Doppelleben ein politisches Konzept. Er eignete sich die Kenntnisse für die Illegalität an, das Fälschen von Papieren, Sicherheitsmaßnahmen, Codes, Waffenkunde. Ansonsten engagierte er sich weiterhin in der Roten Hilfe und bemühte sich dabei, seine Sympathie für die Guerilla nicht allzu laut kundzutun.

Im September 1974 begann der dritte Hungerstreik der Gefangenen aus der RAF. Ziel war es, die vor allem gegen politische Gefangene verhängte Isolationshaft – als eine »Form der psychologischen Folter« (Jean-Paul Sartre) – aufzubrechen. In Frankfurt, wie in anderen Städten auch, unterstützten Solidaritätskomitees die Forderungen nach Aufhebung der Sonder-Haftbedingungen. Von Anfang an stand dabei die Frage im Raum, inwieweit ein Kampf gegen die Haftbedingungen ein Bekenntnis zur oder eine Kritik an der Politik der RAF einschließt oder nicht. Dieser schwelende Konflikt eskalierte mit dem Tod von Holger Meins. Nur ein Tag später, am 10.11.1974, wurde der Kammergerichtspräsident Günter von Drenkmann von der »Bewegung 2.Juni« erschossen. Die RAF begrüßte dieses Attentat ausdrücklich. Hans-Joachim Klein sah seine Wut darin gut aufgehoben: »Das Attentat auf Drenkmann nach dem Tod von Meins hat mich begeistert. Für einen Teil der Linken war es dagegen bestürzend.« (S.281) Die Auseinandersetzungen um das für und wider eines bewaffneten Kampfes dominierte schließlich die Solidaritätsarbeit und brachte sie de facto »zum Stillstand.« (S.281). Diese Ereignisse bestärkten Hans-Joachim Klein in der getroffenen Entscheidung, dass »jetzt (…) mit der Ohnmacht des Legalismus Schluss gemacht werden« (S.281) müsse.

Auch in anderen Ländern der Welt eskalierten die Verhältnisse – in alle Richtungen. In Chile endete der friedliche Weg zum Sozialismus in einem blutigen Militärsturz (1973), in Griechenland putschte sich das Militär an die Macht, der Franco-Faschismus lag in den letzten Zügen und in Portugal begann mit der Sturz der Caetano-Diktatur am 25.4.1975 die »Nelken-Revolution«.

Und von Wilfried Boese erfuhr Hans-Joachim Klein viel über die zugespitzte Situation in Palästina, über »das Massaker des Schlächters von Amman im Jordan-Tal mit über 20.000 toten Palästinensern« (S.43), über die Bombardierung von palästinensischen Flüchtlingslagern durch israelische Kampfflugzeuge, über den palästinensischen Widerstand und lernt dabei u.a. Mitglieder der PFLP, einer palästinensischen Guerilla-Organisation kennen, die auch im Ausland operierte.

Bereits zu dieser Zeit existierten zwei Strömungen innerhalb der Revolutionären Zellen (RZ): Eine internationalistische, die mit anderen nationalen Befreiungsbewegungen und -organisationen zusammenarbeitete und ihren Aktionsradius, ihren Bezugrahmen aus den weltweiten Kämpfen um Befreiung ableitete. Die andere Strömung nahm überwiegend die Verhältnisse in der BRD zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen, orientierte die Wahl der Mittel, den Ort der Intervention an dem, was sie den sozialen Bewegungen zumutete.

Ein Gespräch im Frankfurter Stadtwald sollte zu einer Entscheidung führen.

Aus: Autonome L.U.P.U.S.-Gruppe, Die Hunde bellen… Von A bis (R)Z

Eine Zeitreise durch die 68er Revolte und die militanten Kämpfe der 70er bis 90er Jahre

Unrast-Verlag, Münster, Herbst 2001

Von A bis (R)Z? (2000)

Von A bis (R)Z ?

Am 19.12.1999 stürmen mehrere Hunderschaften der Polizei den Mehringhof in Berlin. Am selben Tag werden zwei Mitarbeiter von Projekten des Mehrighofs in ihren Wohnungen verhaftet. Zeitgleich wird Sabine E. in Frankfurt verhaftet. Die Durchsuchungen und die drei Verhaftungen werden von der Bundesanwaltschaft/BAW damit begründet, daß Tarek Mousli – der selbst am 23.11.1999 wegen Mitgliedschaft in den Revolutionären Zellen (RZ) verhaftet wurde – in umfangreichen Aussagen die drei Verhafteten als (ehemalige) Mitglieder einer Beliner RZ-Gruppe belastet habe. Außerdem befände sich ein Waffen- und Sprengstoff-Depot der RZ im Mehrighof. In den Medien wird Tarik Mousli als Kopf der Revolutionären Zellen ( Der Tagesspiegel vom 20.12.1999) und Plaudertasche (Focus) gehandelt. In autonomen Zusammenhängen werden seine belastenden Aussagen als Verrat eines Märchenprinzen ( Interim vom 27.1.2000) gewertet, der sich dem Staatsschutz als Kronzeuge angeboten hat.

Tarek Mousli war seit Ende der 70er Jahre in militanten Zusammenhängen aktiv. In Kiel beteiligte er sich an Häuserkämpfen und im Anti-AKW-Kampf. Seit Anfang der 80er Jahre lebte er in Berlin und war dort in der autonomen Szene aktiv. Wir können uns an wenige Menschen erinnern, die auf eine so lange politische Geschichte zurückblicken können. Wir wissen nichts darüber, daß seine politische Praxis, sein Umgang mit anderen (Miltanten), irgendwelche hartnäckigen Zweifel genährt hätte. Dafür spricht – ungewollt zwiespältig – auch der Titel des Interim-Vorwortes: Der Verrat eines Märchenprinzen. Um den Fakt umfangreicher, sich selbst und andere belastender Aussagen kreisen seit Wochen Spekulationen, Gerüchte, persönliche und politische Einschätzungen. Zwischen dem, was tatsächlich – aktenkundig – belastende Aussagen sind und was Gerüchte und Mutmaßungen sind, klafft eine unverantwortlich große Lücke.

Autonome Plaudereien über eine revolutionäre Plaudertasche

Nicht nur die Interim fragt sich, warum es sein kann, daß einer wie Tarek so lange so viel macht und dann so umkippt… Das eigene Erschrecken, die gemeinsame Fassungslosigkeit über die schlimmste Form von Verrat an ehemaligen politischen FreundInnen, an einer ganzen Szene, an der Utopie gesellschaftlicher Veränderung (Interim) ist spürbar. Die meisten Stellungnahmen verharren lähmend in Andeutungen und Appellen, nicht zu spekulieren, sich an keinen Gerüchten und Mutmaßungen zu beteiligen. Anstatt dem Stochern im Dunklen mit (aktemkundigen) Fakten zu begegnen, fordert dieser öffentliche Umgang geradezu zu Spekulationen heraus.

Vom Phantasma eines in der Biographie angelegten Verrats oder : Der Tod eines (jeden) Märchenprinzen.

In der Interim (Nr.492) wird ein Text – kommentarlos – mit dem Titel: „Einige Stichpunkte zur Biographie von Tarek Mousli“ abgedruckt. Dort erfahren wir, daß er sehr an formaler Anerkennung wie schwarze Gürteln orientiert war. Außerdem erfahren wir, daß Tarek sowohl langandauernde Beziehungen als auch etliche Affairen lebte. In diesen, und das war schon zum damaligen Zeitpunkt bekannt, erzählte er immer wieder ausführlich, an was für tollen Geschichten er angeblich beteiligt sei, damit die Frauen auch gewiß merken, an was für einen tollen Hecht sie geraten waren. Dem Verfasser schwant wohl etwas und fährt schnell fort: Das wäre jetzt purer Tratsch, wenn es nicht genau der Knackpunkt ist, über den Tarek 1995 und 1999 gestolpert ist . Zu guter Letzt erfahren wir noch, daß sich Tarek immer mehr kulturell aus der Kreuzberger Szene (entfernt habe). Demonstrativ setzt er dies mit einer groß inszenierten Hochzeit mit seiner damaligen Freundin um . Warum wir – hämisch grinsend – wissen müssen, daß sie sich 1 ½ Jahre später wieder scheiden ließen, erfahren wir nicht. Genauso im unklaren läßt uns der Verfasser, warum es wichtig ist, zu erfahren, daß Tarek Mousli eine deutsche Mutter und einen saudiarabischen Staatsbürger als Vater hat. Will er damit einen Identitäts- und/ oder Kulturkonflikt andeuten? Der Verfasser gibt vor, mit diesen biographischen Stichpunkten den Konflikt für all die nachvollziehbarer zu machen, die ihn nicht persönlich kennen . Diese ‚Biographie‘ nähert sich vielem – am allerwenigsten der Frage, wie ein solcher Verrat zu verstehen ist. Alles wird angespielt und angedeutet: Ein bischen antipatriarchale Kritik, ein bischen Kritik an (männlichem) Leistungsdenken. Und wer damit nichts (mehr) anzufangen weiß, wird mit dem Stichwort etlicher Affairen ebenfalls gut bedient. Nehmen wir einmal für Augenblicke an, diese Biographie könnte tatsächlich auf die Frage: „Wie kam es dazu, daß einer wie Tarek so lange so viel macht und dann so umkippt?“ eine Antwort geben. Wo finden wir einen Menschen, der nicht (auch) nach formaler Anerkennung sucht? Wo finden wir einen Menschen, der absolute Verschwiegenheit, gerade auch gegenüber seiner Freundin, seinem besten Freund, in aller Konsequenz durchhält? Wo finden wir einen Menschen, der es mit den unbestimmbaren Codes autonomer Lebenswelten genau nehmen kann? Diese Biographie, die darin versteckten Wegweiser in Richtung Verrat entwerfen als Gegenbild einen Menschen, den es nicht gibt – weder in den Reihen der Zapatistas, noch unter uns. Diesen Menschen gibt es nur als Fabelwesen – z. B. in Gestalt eines ‚Märchenprinzen‘. Diese Biographie schafft keine Aufklärung. Sie imaginiert eine Gemeinschaft von Märchenprinzen – die irgendwann einmal, im wirklichen Leben, kaputt gehen muß. Verrat ist eine Möglichkeit, die auffälligste . Die Rückkehr ins ’normale‘ Leben die weitverbreitete.

Der Fall des ‚Märchenprinzen‘

Auch die Interim erliegt dem naheliegenden Versuch, die selbst gestellten Fragen mit dem Klischee eines skrupellosen Verräters stillzulegen. In ihrem Vorwort weiß die Interim von einer offenbar bereits lang ersehnte(n) Loslösung von seiner politischen Vergangenheit . Weniger offenbar , ganz sicher ist sich die Interim, daß Tarek Mousli alle und jeden … verrät … Seine Aussagen sind willkürlich, er kombiniert kreativ und auch wenn man/frau wenig oder sogar nichts mit ihm zu tun hatte, könnte er oder sie im Strom seiner Aussagen auftauchen . Ganz in diesem Strom, zwischen Focus und autonomer Szene taucht immer wieder eine Liste von 50 Namen , eine Lebensbeichte auf- mal ist sie existent, mal wird sie gesucht, mal weiß man/frau es nicht so genau. Wir können- aus der Ferne- nicht beurteilen, was an all dem Mutmaßungen, was daran Fakt ist. Nehmen wir jedoch an, es stimmt, daß Tarek Mousli alle und jeden verrät: was hält jene ab, die das genau wissen, all das genau und nachvollziehbar öffentlich zu machen? Wer soll denn noch mit all diesen Andeutungen geschützt werden, wenn dem Staatsschutz alles -schwarz auf weiß- vorliegt? Wir empfinden den Umgang mit diesem vermeintlichen Wissen falsch und gefährlich. Er nährt den Verdacht, daß das beunruhigende an den gemachten Belastungen Tarek Mousli’s nicht der Umstand ist, daß man von diesem tollen Hecht nichts anders erwartete, sondern daß man davon völlig überrascht ist. Nach all dem, was wir wissen, wurde Tarek Mousli gerade nicht als ‚Großmaul‘ geduldet, sondern als ein Mensch geschätzt, auf den sich viele jahrelang verlassen konnten.

Warum hat Tarek Mousli bei seiner ersten Verhaftung im März 1999 ’nur‘ sich selbst belastet, warum aber ein paar Monate später, im November/Dezember 1999 alle und jeden ? Sind die Belastungen seiner früheren Freundin der einzige Grund, mit denen er – laut Interim-Gerücht – erst im November 1999 konfrontiert wurde? War das tatsächlich alles? Ist es wirklich nachvollziehbar, daß jemand ‚alles und jeden‘ verrät, wenn er durch seine frühere Lebensgefährtin verraten wurde? Selbst wenn es stimmen soll, daß er aufgrund seiner Prahlereien mit RZ-Aktionen in Verbindung gebracht wurde: Erklärt das wirklich, daß Tarek Mousli alle und jeden verrät, obwohl er genau weiß, daß die meisten Vorwürfe strafrechtlich verjährt sind? Sehen nicht zumindest einige einen Widerspruch in der Behauptung, Tarek Mousli habe sich Anfang der 90er Jahre ins ’normale‘ Leben verabschiedet, während gleichzeitig in der Begründung zur Durchsuchung des Mehringhofes steht, daß Tarek Mouli 1995 Sprengstoff von anderen (RZ-Mitgliedern) zur Aufbewahrung bekommen hat?

Man kann all diesen Fragen, die berechtigterweise zu Mutmaßungen und Mißtrauen Anlaß geben, mit dem Profil eines hemmungslosen Verräters glattbügeln. Politisch halten wir diesen Umgang für fatal.

Das Schweigen über die Geschichte der RZ

Seit Wochen wird viel Zeit damit verbracht, Gerüchte und Mutmaßungen weiterzureichen und vor ihnen zu warnen, sie einzusortieren und aus der Welt zu schaffen. In diesen breiten Strom aus lancierten ‚Focus‘- Meldungen und Szene-Erkundungen kann man auch noch eine ‚Biographie‘ reinschütten.

Wir können verstehen, daß es leichter erscheint, sich gegen einen Verräter zu solidarisieren, als sich mit dem Konzept und der Geschichte der RZ/ Rote Zora auseinanderzusetzen, die über Jahre hinweg ein wichtiger Bezugspunkt automomer, militanter Politik war. Wir können verstehen, daß man leicht der Versuchung unterliegt, die RZ-Geschichte als eine Art Flüchlingspolitik zu begreifen, die man fortentwickelt hat, auch wenn dies in deutlichem Gegensatz zu den RZ-Erklärungen steht. Wir wissen um die Schwierigkeit, sich gemeinsam zu der Geschichte der RZ zu verhalten- um die noch größere Schwierigkeit, sich zu den heutigen Bedingungen einer militanten Politk -gemeinsam- zu äußern. Man kann all dem aus dem Weg gehen und die Durchsuchung des Mehringhofes als einen gezielten Versuch werten, einen solch schwer kontrollierbare(n) Ort (Presseerklärung des Mehringhofes v.20.12.99) zu kriminalisieren. Damit kann man Eiltelkeiten befriedigen und vielleicht sogar ‚breite Empörung‘ schaffen. Das schafft Schwierigkeiten weg, die uns jedoch bei einer wirklichen Solidaritätsarbeit auf die Füße fallen werden.

Im folgenden geht es nicht darum, die über 20 jährige Geschichte der RZ/ Rote Zora nachzuzeichnen. Sie ist bereits bestens in Früchte des Zorns (Verlag ID-Archiv) dokumentiert. Wie andere auch haben wir einige RZ-Erklärungen und Erwiderungen noch einmal gelesen und sind auf Andeutungen und Nebensätze gestoßen, über die wir damals hinweggelesen haben, für deren Tragweite wir damals keine Anhaltspunkte hatten. Wir können nicht sagen, inwieweit diese den Verrat von Tarek Mouli (mit) erklären können. Das müssen andere tun. Das ist kein Grund, sich solange dumm zu stellen. Denn wenn es stimmt, daß Tarek Mouli RZ-Mitglied war, dann ist es naheliegend, daß diese Auseinandersetzungen, die mit zur Auflösung der RZ/ Rote Zora führten, auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen sind. Das entschuldigt keinen Verrat, das rechtfertigt keinen Verrat. Aber es beschreibt die Bedingungen für einen gemeinsamen politischen Prozeß, der nicht den Verrat zum Ausgangspunkt der Solidaritätsarbeit macht, sondern das eigene Verhältnis zur militanten Politik. Diese ist weniger von Erfolgen, als von tiefen Rissen und reichlich Not-Brücken gezeichnet: Anschlags-Bundesligen, schwindende Zusammenhänge, trotzige Erklärungen, distanzierte Nachdenklichkeit, persönlichen Zerstrittenheiten, gepflegte Selbstgerechtigkeiten, sich selbst überfordender Aktivismus und bleierne Resignation stehen wortlos und/ oder verächtlich nebeneinander. Die Auseinandersetzung mit der RZ/ Rote Zora-Geschichte könnte ein Spiegel sein, in dem wir -fast unverzerrt- unsere eigene Geschichte wiederfinden können.

Die Solidaritätsarbeit steht vor einem Problem: Sie muß ein politisches Verhältnis zu etwas herstellen, was es nicht mehr gibt. Dieser enormen Schwierigkeit kann man aus dem Weg gehen, indem mann/frau sich entweder mit 1/2/3/4 Verhafteten aus persönlicher Verbundenheit solidarisiert oder eine Kontinuität ( Jedes Herz ist eine revolutionäre Zelle (Interim, Nr. 492)) vortäuscht, die das faktische Ende der RZ/ Rote Zora einfach leugnet. Ersteres wäre noch verständlich, zweiteres einfach nur verlogen. Wir wünschen uns eine Solidarität, die nicht nur einzelnen Gefangenen gilt. Uns geht es um ein Verbunden-sein mit einer militanten Politik, in der die RZ/ Rote Zora ein möglicher Ausdruck war. Am aller wenigsten geht es darum, sich mit der RZ/ Rote Zora zu identifizieren. Die viel größere Anstrengung besteht für uns darin, ihr dadurch eine Bedeutung zu geben, indem wir den Erfolgen und Niederlagen, den weitsichtigen Analysen und politischen Irrtümern einen Platz in unserem eigenen Denken und Handeln geben – nicht nur im Hinblick darauf, was war, sondern gerade auch im Blick darauf, was werden soll.

Man muß nicht in der RZ gewesen sein, um sich die Konflikte und Auseinandersetzungen innerhalb der RZ und um sie herum zu vergegenwärtigen. All das ist dokumentiert, in vielen Erklärungen, Stellungnahmen und Erwiderungen. Dazu zu schweigen, macht den Weg frei, es dem Staatschutz und ‚Focus‘ zu überlassen, RZ-Geschichte nach deren Belieben zu schreiben und abzuwickeln. 1991 veröffentlichten die RZ eine Erklärung: Gerd Albartus ist tot . Darin wirft die RZ einer Gruppierung, die sich dem palästinenesischen Widerstand zurechnet , vor, ein RZ-Mitglied als Verräter zum Tode verurteilt zu haben. Die Suche nach einer Antwort..in der das Bedürfnis nach Rache seinen Platz gefunden hätte, ohne daß es den Falschen trifft, ist ins Leere gegangen. . Der Weg der Veröffentlichung ist zugleich die Kapitulation vor weitergehenden Ansprüchen. In dieser Erklärung wird ausgeführt, daß die Verbindung zu dieser Gruppierung auf einen Abschnitt in ihrer Geschichte verweist, unter den wir aus politischen Gründen schon vor etlichen Jahren einen Schlußstrich gezogen haben . Konkret angesprochen wird die Flugzeugentführung 1976, an der sich zwei Palästinenser und zwei Mitglieder der RZ beteiligten. Ziel war es, die Freilassung von über 50 Gefangenen zu erzwingen. Ergebnis war die Erstürmung des Flugzeuges in Entebbe und der Tod des Kommandos. Der Versuch, die masiven Auseinandersetzungen um diese Gefangenenbefreiung auf eine operativer Kritik (… dem Kommando (wurde) im Zuge der Operation die Befehlsgewalt entzogen… (es hatte) bloß noch die Weisungen zu befolgen…, die an anderer Stelle … ausgegeben wurden ) zu reduzieren, sollte sich rächen. Daß die Grenzen dieser Zusammenarbeit nicht technischer oder taktischer, sondern politischer Art waren, sahen wir nicht. Die Auseinandersetzungen innerhalb und außerhalb der RZ gingen weiter: Das Wissen um die Katastrophe wirkte wie ein permanent schwelender Treibsatz fort. Zum einen ging es um die Flugzeugentführung selbst und um die Auswahl der Passagiere, die für einen Gefangenenaustausch festgehalten wurden. Die RZ kommen in ihrem Papier zu dem Schluß, daß es sich dabei um eine Selektion..entlang völkischer Linien handelte, bei der ein -im Antizionismus verkleideter- Antisemitismus zu tragen kam, der um keinen Preis politisch mitzutragen ist. Zum anderen wenden sich die RZ gegen ihre eigenen, zurückliegende antiimperialistische Praxis, die sich nicht aus den Verhältnissen und Bedingungen hier begründete, sondern mit den weltweiten Kämpfen. Sie kommen zum Schluß, daß die Existenz und Gewalt des gemeinsamen Gegners … nicht aus(reichen), um die Gegensätze und Konflikte in den eigenen Reihen einzudämmen. Einer dieser politischen Gegensätze ist die Frage/und der Mythos nationaler Unabhängigkeit, in der die RZ den sozialen Gehalt der Revolution nicht aufgehoben sieht.

Die seit Mitte der 80er Jahre verübten Sabotageaktionen und Angriffe auf Institutionen und Personen, die den (deutschen) staatlichen Rassismus verwalten und exekutieren, kann als eine Konsequenz aus dieser Selbst-Kritik verstanden werden. Diese Selbst-Kritik führte aber auch zu anderen Konsequenzen: Es kam zu Brüche(n) in persönlichen Freundschaften, die bis hin zu Trennungen gingen. In einem Papier, das mit RZ-Tendenz für die internationale soziale Revolution unterschrieben ist, wird der Vorwurf erhoben, daß das Papier zum Tod von Gerd gegen unseren Willen mit dem Gesamtnamen RZ unterzeichnet ist. Darin deuten sie nicht nur ihre Kritik an der wenig aufrüttelnden Flüchtlingskampagne an, sondern machen auch aus ihrem Eindruck keinen Hehl, daß für sie das Gerd Albartus-Papier die Suche nach eine(m) konstruktiven Platz zur Neugestaltung der Demokratie ist, kurzum der Ausstieg aus militanter Politik: „Eine Diskussion mit Euch um Aufhören oder Weitermachen scheint mit Euch auf dem Hintergrund Eurer Entscheidung nicht mehr möglich.“ Wer die Erklärung Gerd Albartus ist tot – als Außenstehende/r – liest, bekommt eine Vorstellung von den unterschiedlichen Konzepten und Begründungen militanter Politik. Und beileibe ist es kein RZ-Spezifikum, auf einen Punkt zuzusteuern, wo diese nicht mehr zusammen getragen werden können. Es mag viele Gründe für diese verächtliche Erwiderung auf die Kritik an der eigenen Praxis geben. Und noch einmal so viele Gründe für das vernichtende Urteil, Frieden mit dem System schließen zu wollen. In der kritisierten Erklärung finden man das nicht.

Es spricht viel dafür, daß all das, was nur andeutungsweise in den Erklärungen und Erwiderungen zu finden ist, die Auseinandersetzungen innerhalb der RZ weiterhin bestimmte. Das kann u.a. der Erklärung: Das Ende unserer Politik , nun ein paar Monate später, im Januar 1992, entnommen werden. Diese Auflösungs-Erklärung wurde nicht von der RZ insgesamt, sondern nur von einem Teil verfaßt. Darin greift sie noch einmal die Positionen im Gerd Albartus-Papier auf, den Abbruch damals üblicher internationale(r) Kontakte , um dann ihr eigenes sozialrevolutionäres Verständnis von Politik zu bilanzieren, vorallem die militanten Interventionen im Flüchtlingsbereich: „Wir phantasierten den Willen der Flüchtlinge, in den Metropolen ihren Anteil am gesellschaftlichen Reichtum … einzuklagen, als direkten antiimperialistischen Kampf… und damit als ein mögliches Terrain unserer eigenen Politik. Als die Kämpfe in dieser Form ausblieben, auf die wir hätten Bezug nehmen wollen… kompensierten wir dies mit der Analyse der staatlichen Flüchtlingspolitik und mit Angriffen auf deren zugängliche Agenturen.“ Damit erklärte dieser Teil der RZ etwas für gescheitert, was der internationalistischen Ausrichtung der RZ ( Opec, Entebbe ect) eine Theorie und Praxis entgegensetzen sollte, die sich an den Kämpfen hier orientierte. Auch in diesem Papier sind Andeutungen enthalten, die weit über die Kritik an einer illusionären Bezugnahme auf Flüchtlinge und eine fehlende Verankerung militanter Politik hinausweist: „Mit dem Vorschlag … im Jahre 1990 alle Kräfte der RZ auf die Ingangsetzung einer breiten, antirassistischen und internationalistischen Kampagne zu lenken, sind wir nicht durchgekommen. Teile des Zusammenhangs der RZ waren und sind der Ansicht, mit einer neuen, antipatriarchalen Orientierung das politische Defizit füllen und die RZ über die Durststrecke bringen zu können. Unsere Gruppe konnte und wollte… die Ausrichtung der gesamten Politik auf das Thema Antipatriarchalismus nicht hinnehmen. Eine gemeinsame Politik mit den Frauen der Roten Zora scheiterte. Stattdessen wurde ihnen durch unsere Ansichten und unser Verhalten die Trennung von uns nahe (gelegt).“

Die politischen und persönlichen Konsequenzen, die die Teile der RZ gezogen haben, die die Selbst-Kritik und politischen Schlußfolgerungen im Gerd Albartus-Papier nicht teilten, sind nicht veröffentlicht. Genauso wenig läßt sich nachvollziehen, welche praktischen Schritte die Teile der RZ und Rote Zora gegangen sind, die ihre antipatriachale Kritik innerhalb und außerhalb der RZ-Zusammenhänge in ihre politischen Praxis einbeziehen wollten. Tatsächlich geht die letzte Aktion einer RZ-Gruppe auf das Jahr 1991 bzw. 1995 zurück. Seitdem sind keine Aktionen der RZ/ Rote Zora mehr dokumentiert. Es spricht viel dafür, daß die RZ/ Rote Zora nicht an der staatlichen Repression gescheitert ist, sondern an inneren Auseinandersetzungen, für die es keine gemeinsame politische Praxis mehr gab. Im Rückblick auf die RZ/ Rote Zora gibt es nicht nur wertvolle grundsätzliche Einschätzungen und mit sichtbarer Zustimmung aufgenommene Aktionen, die für viele damals Anstoß für ihr eigenes Handeln und Denken waren. Dazu zählen auch die hier angerissenen Brüche und Trennungen, Unterstellungen und Andeutungen, politische Ausstiege und persönliche Rückzüge. Sie spiegeln nicht nur die Geschichte der RZ/ Rote Zora wider. Darin können sich auch all die – ohne Häme und Distanzierung – wiederfinden, die sich einst gerne zur autonomen, militanten Bewegung zählten. Wer angesichts der Repression und der Verhaftungen die Geschichte der RZ/ Rote Zora am liebsten weglassen will, wer die Dimension der belastenden Aussagen von Tarek Mousli mit einer ‚Verräter-Biographie‘ zu versenken versucht, landet hilflos im Vorwort der ‚Interim‘: „Für uns ist es selbstverständlich, sich prinzipiell mit denen zu solidarisieren, die vom Staat kriminalisiert werden.“ Wenn wir zur Geschichte der RZ/ Rote Zora schweigen, werden ‚andere‘ auf Fragen Antworten geben. So berichtete der ‚Focus‘ in eine seiner letzten Ausgaben, daß an der Ermordung von Gerd Albartus Carlos und das RZ-Mitglied Weynrich beteiligt gewesen sein sollen. Das erschreckende an dieser Meldung ist, daß der Wahrheitsgehalt mit dem wochenlangen Schweigen eher zu- als abnimmt. Anerkennenswert greift die So oder So! in ihrer März-Ausgabe diese Befürchtungen auf: Die BAW erklärte vor kurzem, in Berlin demnächst Johannes Weinrich wegen der Erschießung des RZ-Militanten Gerd Albartus 1987 im Nahen Osten anklagen zu wollen. Bereits Ende der 90ziger war Magdalena Kopp, eine ehemalige Aktivistin der Gruppe Internationaler Revolutionäre ( oder: Carlos-Gruppe ) mittels des VS-Spezialisten für Aussteiger Benz aus ihrem Exil in Venezuela in die BRD zurückgeführt worden. Der FOCUS berichtete von umfangreichen Aussagen Kopps, die sich auch auf den Tod von Gerd Albartus bezogen. Laut Kopp’s Version sei Gerd von einem Volksgericht der Carlos-Gruppe wegen angeblicher Agententätigkeit angeklagt und dann per Kopfschuß liquidiert worden. Unglaubwürdig klingt das nicht.

Sicherlich können auch ganz persönliche Umstände und Entscheidungen eine Rolle bei Aussageverweigerung oder Verrat spielen- gerade dann, wenn ein politischer Lebenszusammenhang in sich zusammen, eine gemeinsam getragende Utopie , auseinandergebrochen ist. In einem solchen Fall trifft staatliche Repression möglicherweise auf Menschen, die ganz unterschiedliche Konsequenzen daraus gezogen, wenig oder gar nichts mehr miteinander zu tun haben. Damit ist nicht nur Tarek Mouli gemeint.

Solidarität entsteht am allerwenigsten darüber, daß man die Verhafteten als Opfer staatlicher Repression in Schutz nimmt. Das Ziel dieser staatlicher Repression ist nicht die Zerschlagung einer existierenden RZ-Struktur, sondern die Rache an einem militanten Konzept, das sich ihrer Logik, ihrer Ordnung, ihren Fahnungsrastern – mehr oder weniger erfolgreich – über 20 Jahren entzog. Dieses Konzept hatte – geschichtlich betrachtet – eine große Bedeutung im Rahmen radikaler Systemopposition. Sich dazu in Beziehung zu setzen -von heute aus – ist Teil einer Solidaritätsarbeit,  unabhängig davon, wie sich die einzelnen Verhafteten juristisch und/ oder politisch dazu verhalten werden.

autonome L.U.P.U.S.-Gruppe März 2000

Auszug aus dem Buch: Die Hunde bellen. Von A bis (R)Z. Eine Zeitreise durch die 68er Revolte und die militanten Kämpfe der 70er bis 90er Jahre, Unrast-Verlag 2001

Interview mit dem ehemaligen RZ-Mitglied Gerd Schnepel aus dem Jahr 2001

Interview mit dem ehemaligen RZ-Mitglied Gerd Schnepel aus dem Jahr 2001

1. Was waren Deine ersten politischen Erfahrungen? Gab es in dieser Zeit bestimmte Ereignisse, die Dich geprägt haben?
Meinst Du wirklich meine ersten? Mit 14 habe ich Ollenhauer-Pakate abgerissen und Adenauer-Plakate gemalt und aufgehängt … Mein Vater hatte aus seiner NSDAP-Mitläuferschaft gelernt und wurde ein Sympathisant von Jochen Steffen und der Schleswig-Holsteinischen SPD. 1962 gründete ich den Ortsverband Albersdorf/Dithmarschen der Jungen Union (JU) und blieb bis 1965 CDU-Mitglied. Meine Freunde in der JU und ich, aus der Ev. Jugend kommend, nahmen das wörtlich mit dem C im Parteinamen; daher waren wir in der CDU Dithmarschen und stießen natürlich mit der Partei und ihrer Realität ständig zusammen. Wir waren die linkeste JU in SH, machten (Werbe-)Veranstaltungen mit dem VK (Verband der Kriegsdienstgegner) und gegen die Berufsvertriebenen und Altnazis etc. Der Bruch kam, als mir auf dem CDU-Parteitag das Wort entzogen wurde, weil doch “schließlich ein Pazifist nicht auf einem CDU-Parteitag reden” könne. Dadurch hatte ich die Chance, meinen historischen Irrtum zu korrigieren, und merkte bald, dass meine Vorstellungen von Gerechtigkeit, Gleichheit und Frieden auf der linken Seite des Spektrums wesentlich besser aufgehoben waren. So beteiligte ich mich 1964 am Ostermarsch der Atomwaffengegner und gründete 1967 den SDS Erlangen.

2. Vom SDS Erlangen zur RZ ist es kein Katzensprung. War dies einem persönlicher ‚Zufall‘ geschuldet oder hast Du Dich an einem bestimmten Punkt bewusst auf den Weg gemacht, solche Leute zu finden?
Beides – auf der einen Seite zerfiel unsere geliebte 68-er-Bewegung in ‚kommunistische‘ Miniparteien, in komplett der Theorie Verfallene und Karrieremacher und Augen-zu-und-durch/Langer Marsch-Menschen. Und ich dachte, das kann es doch nicht gewesen sein: Radikalste Gesellschaftskritik seit Jahrzehnten, in Wort und Tat (vor allem in Frankreich und Deutschland) und jetzt zur Tagesordnung übergehen. Ich dachte, dass Widerstand, Ent-Rüstung und Engagement gegen den weltweiten Kapitalismus doch nicht aufgrund dieser Abwärtsentwicklung der Bewegung aufgegeben werden können, sondern dass das zunächst christlich motivierte, pazifistische und emanzipatorische Bewusstsein und Gewissen nach neuen Wegen suchen müsse. Die RZ-Gründungsmenschen dachten ähnlich. So fanden wir uns, zumal wir fast alle anfangs aus dem linken Buchhandel kamen, am Anfang. (Offenbar galt: Lesen bildet!)

3. Als Du Dich dem RZ-Konzept angeschlossen hast, gab es ja verschiedene andere politische Gruppen, die ein militantes Konzept vertraten. Gab es für Dich gewichtige Gründe, warum diese Gruppen für Dich nicht infrage kamen?
Die RAF war mir mit ihren abgehobenen Theoriepapieren, dogmatischen Floskeln und Regeln sehr, sehr fern. Der ‚2.Juni‘ war Berlin, und das immer und überall arrogante Berlin samt Inhalt konnten wir in Franken schon seit 1967 nicht ausstehen … RZ war einfach ‚das richtige‘, das beste und logischste Konzept, für das man sich einsetzen konnte: Mit tollen Leuten ‚heiße Sache‘ machen, die auch Spaß machten und gute Gefühle hinterließen.

4. Kannst Du erzählen, wann Du genau zur RZ dazugestoßen bist und was Du bis zur OPEC-Aktion gemacht hast?
Im Frühjahr 1975 fingen wir an miteinander zu sprechen, und das ging auch das ganze Jahr 1975 weiter. In diesem Jahr habe ich viel Zeit am Lenkrad verbracht, wenn wir durch ganz Europa kutschierten (100.000 Kilometer in einem Jahr, plus 100.000 Flug-Meilen). Auch beim „Revolutionären Zorn“, unserer Zeitung, habe ich mitgewirkt, und in Nürnberg das SEL-Gebäude ausgekundschaftet, um die Routine des Personals auszuspähen, damit ja nicht Hausmeister, Nachtwächter oder Putzfrauen bei einem möglichen Anschlag anwesend sind.

5. Hans-Joachim Klein sagt, dass mit dem zweiten Teil der OPEC-Aktion das Ziel verfolgt wurde, im Austausch der jeweiligen Erdölminister eine pro-palästinensische Erklärung in den betreffenden arabischen Ländern zu veröffentlichen. Weißt Du, warum diese Absicht fallen gelassen wurde?
Nein. Ich kenne nur ein Gerücht, dass Algerien (als Flugzielland damals) sagte, man könne es sich als Mitglied in der Arabischen Liga politisch nicht leisten, die Aktion mit einem erneuten Start von Algerien aus zu unterstützen. Dann wurde diesem Gerücht zufolge verhandelt, was mit der Freilassung aller Minister incl. des iranischen endete, dem Schlächter und Folterer des Reza Pahlewi-Geheimdienstes SAVAK.

6. Nach ein paar Wochen im PFLP-Lager in Südjemen wurde Hans-Joachim Klein in eine kleine Hütte im Aostatal/Italien gebracht. Du hast im Prozess gesagt, dass Du ihn betreut hast. Kannst Du sagen, wie das aussah?
Wir erfuhren in Deutschland, dass ‚Angie‘ wieder in Europa ist und Unterstützung im Untergrund braucht, was er vorher in Arabien einfacher erhalten hatte. Ich weiß nur noch, dass wir ihn in der von uns angemieteten Hütte besuchten, viel über die Szene in Deutschland erzählten, und er, wie es ihm so ging (bzw. wie er behauptete, dass es ihm ginge). Wir brachten Zeitungen, Bücher, Schokolade, Zigaretten und ähnliche Mitbringsel und auf seinen dringenden persönlichen Wunsch auch eine Pistole oder einen Revolver.

7. Hans-Joachim Klein hat im Prozess die in seinem Buch aufgestellte Behauptung wiederholt, er wäre dort ‚bedroht‘ worden. Er habe ein Treffen mit Johannes Weinrich (‚Steve‘) vereinbart, doch dieser wäre nicht alleine gekommen: Als ‚Steve‘ und er in Richtung Dorf gingen, sah Hans-Joachim Klein „das Auto der RZ. Als ich schon mitten auf der Brücke war … wollte einer (es war ‚Max‘) aus dem Auto raus … Ich ging in Deckung … Ich hatte inzwischen noch eine zweite Person am Wagen ausgemacht.“ Daraufhin habe er fluchtartig die Hütte verlassen. In diesem Zusammenhang behauptete er vor Gericht, dass jener ‚Max‘ Rudolf Schindler gewesen sei. Hast Du davon noch etwas in Erinnerung?
Das Treffen war zwischen ihm, ‘Steve‘ und mir. Wir drei gingen durchs Dorf, und er sah oben an der Straße mein privates Auto (weißer Volvo), in dem noch jemand saß. Die dort Sitzende, Eva Wollrab, hat dies auch vor Gericht bestätigt. Die ganze Bedrohung, die Gründe für seine Flucht waren ja nur in Hans Joachims Kopf, wir ahnten sie nicht.

8. Machst Du Dir einen Reim darauf, dass Hans-Joachim Klein Rudolf Schindler den Decknamen ‚Max‘ gegeben hat, obwohl er Dich mit diesem Decknamen kennengelernt hat?
Mein „Reim“ ist, dass ihm die Polizei Strafmilderung in Aussicht gestellt hat, wenn was Verwertbares rüberkommt. Einzig Verwertbares schien ihnen wohl Rudolf Schindler zu sein. Also hat er – in immer neuen Varianten- diesen Vorschlag der Ermittler aufgegriffen und Rudolf, wie wir aus dem Verfahren wissen, in teils abenteuerlichen Aussagezickzacks beschuldigt.

9. Hans-Joachim Klein hat in seinem Buch geschrieben, dass die RZ ihm misstraut habe, als er vorgab, eine ‚eigene Gruppe aufzumachen‘. Warum hat sich dennoch die RZ entschieden, ihm eine Waffe zu besorgen, die Du ihm gebracht hast?
An die „eigene Gruppe“ kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass ‚Steve‘ und ich eher belustigt gesagt haben: Mann, jetzt will er auch noch ’ne Knarre gebracht haben, was neben dem Aufwand für uns auch ein gewisses Risiko in sich barg. Aber da ‚Angie‘ (Hans-Joachim Klein) nun mal darauf beharrte, als Untergetauchter bewaffnet zu sein, haben wir ihm den Gefallen getan.

10. Mit dem Ausstieg von Hans-Joachim Klein starteten die Frankfurter Spontis 1977 im Pflasterstrand die ‚Jemand‘-Kampagne und drohten damit, Leute zu verraten, die sie für Mitglieder in bewaffneten Gruppen hielten: „Wir kennen viele Namen. Wir würden nicht davor zurückschrecken, sie zu nennen.“ Wie konkret war die Gefahr damals für euch, da ihr wohl zurecht davon ausgehen konntet, dass die ‚Jemand’s‘ (zu denen sich einige Sponti-Wortführer zählten, wie Daniel Cohn-Bendit, Joschka Fischer, Tom Koenigs und Ralf Scheffler) tatsächlich wussten oder ahnten, wer für RZ-Politik in Frankfurt steht. Makabrerweise tut der heutige Außenminister Joschka Fischer so, als habe er von den RZ nie etwas gewusst? Kannst Du zu dieser Kampagne etwas Genaueres sagen?
Ich weiß nur, dass wir die Drohung nicht sonderlich ernst nahmen. Zum einen hatten wir nichts vor, weswegen sie ihre Drohungen hätten ernst machen ‚müssen‘. Zum anderen kannten einige von uns auch Leute bei ihnen, die vorher Unterstützer, wenn nicht sogar Mitglieder gewesen waren. Also ein bisschen Patt war schon dabei!

11. 1980 hast Du Dich mit Daniel-Cohn Bendit getroffen, um über Hans-Joachim Kleins Ausstieg zu reden. Wie ist das Gespräch verlaufen?
Ich habe ihn aus eigener Initiative aufgesucht. Ich hielt Daniel damals für einen solidarischen, ehrlichen Linken, mit dem ich einen Grundkonsens teile. Und daher habe ich ihm erklärt, was Hans-Joachim Klein Falsches verbreitet und ihn (naiverweise?) gebeten, auf Hans-Joachim einzuwirken, dass er zu einer anderen Ebene der Auseinandersetzung zurückfindet.

12. Wurde Dir von Daniel Cohn-Bendit zugesichert, dass Hans-Joachim Klein von diesem Gespräch unterrichtet wird?
Es kam so was Joviales rüber wie: „Wir kennen doch beide den Klein, und dass man nicht alles, was der sagt auf die Goldwaage legen dürfe, sei doch uns beiden klar. Und, man werde mal gucken …“

13. Im OPEC-Prozeß wurden auch Unterlagen der Stasi ausgewertet, die der BRD nach der ‚Wiedervereinigung‘ in die Hände gefallen sind. U.a. auch Dokumente von Geheimdiensten ehemaliger Ostblockstaaten. Wusstet ihr damals bereits, dass die euch gewährte ‚Gastfreundschaft‘ immer auch dazu genutzt wurde, euch zu observieren, abzuhören etc.? Wie erklärst Du Dir den Spagat, auf der einen Seite Unterstützung zu bekommen, im Kampf gegen den gemeinsamen Feind (Imperialismus) und auf der anderen Seite selbst wie ein ‚Feind‘ behandelt zu werden?
Sie behandelten uns ja nicht als Feinde, nur gehörte in ihrer Welt dazu, alles wissen zu müssen, zu wollen. Sie hörten sich ja auch selbst ab, sicherlich! Die Stasi in ihrem Wahn wollte allwissend sein. Als feindlichen Akt habe ich das nicht begriffen, obwohl andererseits die Sache – historisch betrachtet – auf Feindschaft hinausläuft: siehe Spanischer Bürgerkrieg, wo die ‚Kommunisten‘ den freiheitlichen Kämpferinnen und Kämpfern – zumeist Anarchisten, Anarchosyndikalisten bewusst Schaden zufügten, sie auf ‚Todeskommandos‘ schickten etc. Aber da unser gemeinsamer Feind ja recht zählebig war und ist, ist unser ‚Alliierter‘ – gewisse Kreise im Osten – ja vorher verstorben.

14. Im OPEC-Prozess wurde eine dieser Dokumente aus Stasi-Beständen eingeführt. Eine handschriftliche Notiz, die ein Schriftsachverständiger auch eindeutig Dir zuordnete. Der Wortlaut war ungefähr so: „Wir haben Kontakt zu ‚Angie'( Hans-Joachim Klein). Er will aussteigen und eine eigene Gruppe aufmachen…“ Kannst Du erzählen, in welchem Land ihr da ward und unter welchen Umständen diese Notiz zustande gekommen ist?
Ich weiß nur noch, dass es eine Notiz für Wadi Haddad war, aber sonstige Details der Einordnung weiß ich nicht mehr. Ich war auch verblüfft, einen Brief, der auf dem Schreibtisch von Wadi Haddad gelegen war, im Frankfurter Gerichtssaal zu sehen, 23 Jahre später!

15. Du hattest 1977 ein Verfahren am Hals. Um was ging es da?
Das war sicher das Gerichtsverfahren gegen mich als ehemaligen Geschäftsführer der Politladen GmbH in Gaiganz, Oberfranken. Wegen Verunglimpfung der BRD (wir hatten legal ein Buch gedruckt, in dem ein Prof. Sigrist Andreas Baader zitierte, der wiederum die BRD verunglimpfte) und Verkauf des Anarchistischen Kochbuches (die engl. Ausgabe gab es in der Uni-Buchhandlung Erlangen) bekam ich zwei Jahre ohne Bewährung. BGH Karlsruhe kassierte das Urteil ersatzlos wegen Formfehlern der fränkischen Richter.

16. Was hast Du von der Flugzeugentführung nach Entebbe mitbekommen? Und wie habt ihr das Scheitern dieser Aktion verarbeitet. Es gab ja nicht nur massive Kritik an dem ‚Mittel‘ Flugzeugentführung, sondern auch an der Beteiligung von deutschen Militanten (Wilfried Boese und Brigitte Kuhlmann) an der ‚Selektion‘ von jüdischen und nicht-jüdischen Passagieren. Darauf beharrt z.B. auch die RZ in ihrer Erklärung 1990: ‚Gerd Albartus ist tot‘.
Ich hörte im hessischen Radio „live“, wie die Israelis meine Freundin erschossen, und unseren Compañero Boni, die beide im Übrigen keine Geiseln umbrachten, obwohl sie dazu noch reichlich Zeit gehabt hatten. So naiv es heute vielleicht klingt – im Lichte der weiteren Aufhellung deutscher (die Zwangsarbeiter-Firmen!), schweizer (Banken!) und US-amerikanischer (IBM!) Verbrechen in den 30er und 40er-Jahren – haben wir damals – sehr stark zusammengefasst – diese möglichen Effekte ignoriert. Der psychologische Hintergrund für die Naivität oder das fehlende Gespür, wie die Medien und ‚der Feind‘ solche Dinge inszenieren, war, dass unser Engagement gegen Nazideutschland und gegen das kapitalistische und immer noch stark nazidurchgiftete Nachkriegsdeutschland so selbstverständlich war, dass uns jeder Antisemitismusvorwurf als bösartig und absolut taktisch motiviert erschienen ist. Zudem muss man bedenken, dass die meisten von uns aus einer pro-israelischen Einstellung kamen. Brigitte sagte, lass sie diesen Quatsch unter sich breittreten, in der ‚Bild‘‚ ‚Welt‘ etc.. Wir haben damit nichts zu tun. Bei diesem Kampf handelt sich um die Unterstützung des emanzipatorischen Widerstandskampfes eines unterdrückten, verratenen und verkauften Volkes, der Palästinenser, gegen eine arrogante, repressive, gewalttätige bis rassistische Regierung in Tel Aviv, zudem Vorposten der USA im Nahen Osten. Natürlich hat diese Regierung jede Gelegenheit genutzt, Kritik an ihnen als antisemitisch zu brandmarken. Wir sahen uns darüber stehend: da wir keine Antisemiten waren, nichts lag uns ferner, konnte jeder Vorwurf dieser Art nur üble Propaganda sein. Dass diese auch bei gutwilligen Menschen verfangen würde, haben wir damals sicher unterschätzt. Wadi Haddad hat – wie andere Theoretiker und Praktiker vor und nach ihm – das Prinzip verfolgt, dass es „Unschuldige nicht gibt“, und daher hat er die aussuchen lassen, mit denen er den größten Druck auf die Regierungen in Bonn, Tel Aviv etc. ausüben zu können glaubte. Die deutsche, nazistische Verbrechensvergangenheit hatte für ihn als palästinensischen Guerillero im Kampf gegen seine Unterdrücker kaum eine Bedeutung.

17. Zu dem Vorwurf des Antisemitismus an die beiden RZ-Mitglieder, die an der Flugzeugentführung beteiligt waren, sagtest Du, dass ihr die Wirkung der feindlichen Propaganda auch „gutwilligen Menschen“ gegenüber unterschätzt habt. Das ist eine Sache. Für mich heute ist die Tatsache viel schwerwiegender, dass der palästinensische Befreiungskampf, die darin eingebettete Flugzeugentführung unter dem Kommando der PFLP, den eigenen Kampf um nationale Souveränität mit der Leugnung des Existenzrechts Israels verknüpfte. Diese Position halte ich für eine deutsche, militante Linke unvertretbar und nicht teilbar. Habt ihr euch damals mit dieser Frage auseinandergesetzt?
Ich weiß das nicht mehr in Einzelheiten, nur noch ungefähr, dass das Gerede vieler Palästinenser vom „Ins Meer Werfen“ schon vorbei war, nicht mehr aktuell, dass wir diese Position weder teilten noch ernst nahmen. Wie sich später zeigte, war es ja auch eher eine taktische Höchstforderung, um von dort aus herunterzuverhandeln. (Wie die BRD immer die DDR nicht wahrzunehmen versuchte, als radikale Ausgangsposition …) Und offenbar wird das Existenzrecht eines Staates Palästina nach wie vor von Israel nicht anerkannt, umgekehrt schon lange!

18. Neben dem politischen Scheitern sind auch beide, an der Aktion beteiligten RZ-Mitglieder, Winfried Boese und Brigitte Kuhlmann, der Du sehr nahe standest, ums Leben gekommen. Welche Konsequenzen hast Du, welche Schlussfolgerungen hat die RZ daraus gezogen? Worum hast Du Dich bis zu Deinem Ausstieg 1977 bemüht?
Ich weiß noch, dass wir wegen des Todes der beiden ziemlich verzweifelt waren und der unnötigen Umstände, die es erst den Israelis möglich machten, diesen Angriff durchzuführen (ständige Verlängerung der Fristen, alle Geiseln am Flugplatz lassen etc.). Nach fürchterlichen Racheplänen, die wir nicht umsetzten, da wir das Prinzip „Es gibt keine Unschuldigen“ nicht übernehmen wollten, wurde überall überlegt, wie es weitergeht. Einige scheinen den Kampf an sozialen Brennpunkten in der BRD fortgeführt zu haben, andere machten eigene internationale Gruppen auf, die Palästinenser machten einen weiteren Versuch in Mogadischu, der ebenfalls vereitelt wurde. Ich näherte mich meinem Ausstieg.
Mein Ausstieg war Folge dieser Erfahrungen. Wir hatten öfter den Spruch drauf, dass man nicht aufhören darf zu kämpfen, und wenn es eben noch 500 Jahre dauert, dann eben solange. Jetzt aber wurde ich mir bewusst, dass die Gegenseite militärisch, geheimdienstlich etc. so stark ist, dass wir keine Aussicht hatten, voranzukommen. Immer mehr würden in den Knast kommen oder umgebracht werden, entweder bei Aktionen oder kaltblütig erschossen, wie es israelischer Geheimdienst, französische und deutsche Polizei etc. etc. ja öfters demonstrierten. Ich habe gesagt, 500 Jahre haben wir nicht mehr. Die Welt wird vorher zerstört werden. Wir brauchen neue Formen, Ansätze ganz anderer Art. Also machte ich ernst mit der zunehmenden Ökobewegung und wurde Bio-Rancher. Diese Meinung wurde nicht generell geteilt, aber respektiert. Auch andere sind nach mir sanft und reflektiert aus den RZ ausgestiegen.

19. War für Dich bereits damals erkennbar, dass sich die RZ faktisch gespalten hat? Zumindest das RZ-Papier: ‚Gerd Albartus ist tot‘ deutet solche schwerwiegenden und unüberbrückbaren Auseinandersetzungen an, die jedoch sehr lange, zu lange unter den Teppich gekehrt wurden?
Ich habe die ganze Auseinandersetzung nach Gerds Tod nicht mit bekommen, da ich in Nicaragua arbeitete. Erst als Freunde aus Deutschland und das BKA mir (denselben) Zeitungsartikel zusandten, habe ich wieder mal etwas von den RZ gehört, fast mit 10 Jahren Abstand!

20. Anfang der 90er Jahre wurde ein Ermittlungsverfahren wegen RZ-Mitgliedschaft gegen Dich eingeleitet. Was wurde Dir vorgehalten und wie ging das Verfahren aus?
Das ging los mit dem Besuch von KHK Krupp im Winter 1992, der sich als Nachlassverwalter der Stasi vorstellte. Man ermittelte wegen Rädelsführerschaft in der RZ. Da die Verjährungsfrist von 10 Jahren vorbei war, hat man monatelang versucht, irgendetwas gegen mich zu finden, was jüngeren Datums war- vergeblich. Irgendwann stellte der Bundesanwalt Beese das Verfahren ein.

21. In diesem Zusammenhang schickte Dir das BKA das RZ-Papier ‚Gerd Albartus ist tot‘ nach Nicaragua. Warum kümmerte sich das BKA so rührselig um die Verbreitung von RZ-Erklärungen?
Kriminalhauptkommissar Krupp hatte mir 1992 gesagt, dass er mich zwar nicht festnehmen könne, aber er habe ja noch die ‚Berliner Schiene‘ (die Aktivitäten der mutmaßlichen RZ-Gruppe in Berlin) und bei aller Sympathie, die er „menschlich für mich“ habe, sei ich im Übrigen derjenige, der Gerd nach seiner Entlassung mit „denen“ wieder zusammengebracht habe. Ich sagte ihm, er sei mir auch nicht unsympathisch, aber dieses stimme nun wirklich nicht. Damals glaubte er mir das noch nicht und schickte mir- mahnend, appellierend- jenen Artikel zu. Ich konnte ihm wirklich nicht helfen, denn leider habe ich meinen Freund und Kampfgefährten Gerd Albartus das letzte Mal vor seinem Prozess gesehen.

Das Interview führte Wolf Wetzel für das Buch:

Die Hunde bellen … Von A bis (R)Z. Eine Zeitreise durch die 68er Revolte und die militanten Kämpfe der 70er bis 90er Jahre, autonome L.U.P.U.S.-Gruppe, Unrast Verlag 2001

68 – als Staatsbegräbnis

Das Scheitern der 68er* als Erfolgsstory

The good, the bad and the ugly

In jedem politischen Strafverfahren wird mehr als Recht gesprochen, wie in dem im Februar 2001 abgeschlossenen OPEC-Prozess vor dem Landgericht in Frankfurt, wo zwei mutmaßliche RZ-Mitglieder auf der Anklagebank saßen. Dort ging es gleichermaßen darum, die Geschichte militanter, bewaffneter Kämpfe (aus-)zu richten – als »Todestrip« (Joschka Fischer), »gekennzeichnet von Zynik und Gefühllosigkeit« (Hans-Joachim Klein), als »Irrweg« (Joschka Fischer), der «eine gerechtere und humanere Welt versprach – und dabei zu Mitteln und Methoden griff, für die ich früher auf die Straße gegangen wäre« (Hans-Joachim Klein).

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Eine Start- und Landebahn für den militanten Widerstand?

Eine Start- und Landebahn für den militanten Widerstand?
Eine von vielen Geschichten aus der Startbahnbewegung

Wenn im Folgenden von ‚wir‘ die Rede ist, dann ist damit kein homogenes ‚wir‘ gemeint. Vielmehr hat sich der Autor in den ca. fünf Jahren, auf die im Folgenden zurückgeblickt werden soll, in vielen ‚wir’s‘ bewegt. Das ‚wir‘ kann für sich also nur einen gemeinsamen Prozess, einen Blickwinkel auf die Startbahnbewegung in Anspruch nehmen.

Anfang 1980 sah die politische Situation in Frankfurt wahrlich deprimierend aus. Die Sponti-Szene hatte sich zu dieser Zeit fast komplett parlamentarisiert. Sie war für uns kein Ausgangs- oder gar Bezugspunkt mehr. Auch die militanten Zusammenhänge, die sich dieser Entscheidung verweigerten, waren für uns nicht greifbar. Einzig und alleine das ‚Erbe‘ des Häuserkampfes 1970-74 hatte für uns noch eine gewisse Ausstrahlung.
Wir mussten bei Null anfangen

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Die letzte Schlacht gewinnen wir

»Die letzte Schlacht gewinnen wir…« Ein Scheingefecht zwischen Massenmilitanz und bewaffnetem Kampf

Die nächsten Wochen verbringt Hans-Joachim Klein in einem Militärcamp der PFLP, wo er sich auch von der schweren Schussverletzung erholt. Dort finden auch die ersten Gespräche über das Scheitern der OPEC-Aktion statt.

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Down by law- Im Hause staatlicher Kronzeugenpräparateure?

Down by law-
Im Hause staatlicher Kronzeugenpräparateure?

Am 8.September 1998 machte sich Dirk von seinem kleinen Häuschen im Weiler ‚La Dandiere‘ in der Normandie auf den Weg zu dem zwei Kilometer entfernten Dorf Sainte-Honorine-la-Guillaume. Dort wollte er in der Brasserie ‚La Coulande‘ einkehren, in der er als Stammgast seit Jahren bekannt ist. Doch anstatt den Abend ausklingen zu lassen, kam alles ganz anders. Kaum hatte er an einem der Tische Platz genommen, überrumpelten ihn Zielfahnder des Bundeskriminalamtes (BKA) in Zusammenarbeit mit der französischen Polizei , legten ihm Handschellen an und verfrachteten ihn in einen Polizeiwagen.
Für die Leute in der Kneipe war Dirk ein netter Kumpel, für das deutsch-französische Anti-Terror-Kommando war Dirk der seit 22 Jahren mit Haftbefehl gesuchte Hans Joachim Klein.

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