Teil II
Der Kongress „50 Jahre israelische Besatzung in Palästina“ in Frankfurt ist vorbei. „Ohne große Zwischenfälle“ titelte die Frankfurter Rundschau ihre Berichterstattung.
Der enttäuschten Aufregung folgt in aller Regel die nächste Aufregung.
Man könnte meinen, in Frankfurt wurde für ein paar Stunden der Israel-Palästina-Konflikt nachgestellt, mit vielen Leihgaben, Kostümierungen, Bühnenbildern und Projektionen, verzwickten Frontverläufen und merkwürdigen Koalitionen. Dazu zählt sicherlich auch eine Szene, die der brilliante Filmemacher Alexander Kluge nicht besser hätte dazwischen montieren können.
Zwei Frauen mittleren Alters, die an dem Kongress teilnehmen wollten, gingen zu der Gruppe „We stand with Israel“, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Zuerst wurden sie beschimpft, bis ein älterer Herr an sie herantrat, um sie sehr freundlich zu fragen, ob sie denn wissen, dass es gar keine Palästinenser gäbe. Eine der beiden Frauen war sehr aufgewühlt, denn sie lebte offensichtlich jahrelang mit einem Mann zusammen, der sich als Palästinenser ausgab. Bevor die mögliche Lebenslüge alles durcheinanderwarf, setzte der sehr freundliche ältere Mann nach: Er könne sie beruhigen, denn auch Yasser Arafat sei ja gar kein Palästinenser, schließlich stamme er aus Ägypten.

Selbstverständnis israelischer Siedler in Hebron
Könnte es also sein, dass der ganze Israel-Palästina-Konflikt auf einem einzigen, dafür tödlichen Irrtum beruht? Bevor diese Völkerfrage geklärt werden konnte, kam ein Polizeibeamter auf die beiden verdutzten Frauen zu, um sie – wieder sehr freundlich – zu beten, sich jetzt zu entscheiden: Entweder „Stand with Israel“, „Free Palestine“ oder der Kongress.