Nous sommes tous Charlie – wirklich?

Nous sommes tous Charlie – vraiment?

 

Charlie

 

Angesichts dieser erdrückenden Vereinnahmung, die an Zynismus kaum zu überbieten ist, ist diese Aussage eines Mitgründers der Satirezeitung ›Charlie Hebdo‹, die sicherlich die wenigsten Freunde im Establishments hatte und hat, äußerst wohltuend.

Wer den (Staats-)Terror in aller Welt unterstützt, wenn er die Interessen des Westens dient, sollte alles tun, nur nicht in der „ersten Reihe“ stehen, um gegen Terror einzutreten.

Nous sommes tous Charlie – une manipulation

P.S. Ich muss das mit der „ersten Reihe“ zurücknehmen. Selbst die Bilder, die wir dazu gesehen haben, sind manipuliert worden. Sie sollten suggerieren, dass die versammelte Wertegemeinschaft den Trauermarsch angeführt hat. Tatsächlich fand das Ganze in einer total abgeriegelten Nebenstraße statt – außer Tausenden von Polizisten folgte ihr niemand.

»Zwei Tage nach dem bewegenden Trauermarsch in Paris mit Millionen Teilnehmern kommen immer mehr Details vom Rande der Veranstaltung ans Licht. Zumeist dreht es sich dabei um den Schulterschluss der Staats- und Regierungschefs, die – wie einhellig berichtet wurde – zusammen mit den Demonstranten durch die Straßen von Paris marschiert seien. Doch inzwischen ist klar: Der Zug der Politik-Prominenz war eine vom Hauptgeschehen abgetrennte Veranstaltung, die nicht am Platz der Republik stattfand, sondern in einer eigens abgesperrten Straße in der Nähe. Wie zum Beispiel die französische Zeitung Le Monde berichtet, trafen sich die Politiker am Platz Leon-Blum, unweit der Metro-Station Voltaire. (…) Zu spüren war am Dienstag aber die Überraschung vieler Medien darüber, wie selbstverständlich sie selbst über den angeblich gemeinsamen Trauermarsch von Bürgern und Politikern berichtet hatten … « (WAZ vom 13.1.2015)

In Israel ging die ultraorthodoxe Zeitung ›Hamodia‹ (deutsch: Der Verkünder) noch einen Schritt weiter: »Obwohl sie in vorderster Reihe mitliefen, wurden die Schweizer Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel aus dem Bild retuschiert.« (WAZ vom 13.1.2015)

 

Trauermarsch-retuschiert-2015

 

Schneller kann man den ausgegebenen Aufruf zur Verteidigung der Pressefreiheit nicht desavouieren!

Wolf Wetzel

Um dieses kurze Statement zu verstehen, empfehle ich zwei Beiträge:

Das UN-Völkerrecht als App

Die Beteiligten am US-Folterprogramm sitzen überall … gut

Staatsterrorismus und Kindesmörder

Staatsterrorismus und Kindesmörder

Am 28. Juli 2014 ließen uns die gutinformierten Kreise wissen, dass die israelische Regierung unter dem Ministerpräsidenten Netanjahu »unter Druck« geraten sei. Auf der einen Seite habe der US-Außenminister Kerry auf eine Waffenruhe gedrängt, auf der anderen Seite würden die Stimmen in den eigenen Reihen immer lauter, dass man den Krieg in Gaza härter, entschiedener führen müsse.

Man fragte sich unwillkürlich, was diese Regierungsmitglieder damit meinen könnten? Bombardierung von Wohnhäusern ohne Vorwarnung? Mehr Geißelnahmen und Ermordungen?

Auch diese Frage könnte man sich stellen: Was für Regierungsmitglieder müssen das sein, die den bisherigen Krieg nicht mörderisch genug finden?

All diese Fragen haben sich erübrigt: Am 29. Juli 2014 bombardierte die israelische Luftwaffe das einzige Stromkraftwerk in Gaza. Nachdem die israelische Regierung bereits mit dem Krieg die Stromlieferung nach Gaza stoppte, leben seit dem 29. Juli 2014 ca. zwei Millionen Menschen ohne Strom:

»Das Kraftwerk erzeugt Strom für Haushalte, Betriebe, Krankenhäuser und Wasserpumpen im Gazastreifen. Die Stadtverwaltung von Gaza warnte vor einer Wasserknappheit. Das Kraftwerk deckt bis zu zwei Drittel des Energiebedarfs von Gaza. Die örtliche Energiebehörde erklärte, das Kraftwerk könnte für ein Jahr ausfallen.« (n-tv vom 29.7.2014)

 

Gaza-Kraftwerk-7-2014

 

Wenn es kein Kraftwerk in Gaza ist, wenn eine zivile Einrichtung nicht von der israelischen Armee zerstört wird, dann ist das für diese ›Wertegemeinschaft‹ unstrittig ein Kriegsverbrechen, ein eklatanter Völkerrechtsbruch. Das Kraftwerk liegt aber in Gaza – und das liegt außerhalb des UN-Völkerrechts, außerhalb internationaler Rechtsgarantien.

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