Auf Teufel komm raus

Für die Süddeutsche Zeitung/SZ gibt es im NSU-Geheimdienst-Komplex schon seit Langem genau eine Version. Es ist die offizielle: Der NSU bestand aus drei Mitgliedern. Die Morde, die ihnen zu Last gelegt werden, einschließlich ihr einvernehmlicher Selbstmord 2011 seien hinreichend bewiesen. Staatliche Stellen sind weder am Zustandekommen beteiligt, noch in die Taten des NSU involviert. Wer Zweifel äußert, kommt noch davon. Wer hingegen die offizielle Version für die unwahrscheinliche hält und andere Geschehensabläufe (wie in Heilbronn 2007 z.B.) für plausibler, der landet auf dem medialen Scheiterhaufen.

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Nun nimmt die Redakteurin Annette Ramelsberger von der Süddeutsche Zeitung die Dokumentation „Tod einer Polizistin. Das kurze Leben der Michele Kiesewetter“ von Katja und Clemenz Riha, im ARD am 24. April 2017 ausgestrahlt, zum Anlaß, nochmals den zeitungseigenen „Dschungel der Verschwörung“ zu bewässern – mit einem Wink in Richtung Programmrat, hier einmal aufzuräumen:

Publiziert auf „Rubikon“ am 28. April 2017: https://www.rubikon.news/artikel/auf-teufel-komm-raus

 

Der Mordanschlag auf Polizisten in Heilbronn 2007 -Drei plus X

Der Mordanschlag auf Polizisten in Heilbronn 2007

Ein aktuelles Vorwort zu der Recherche aus dem Jahr 2013:

Vielleicht liegt es an der Hartnäckigkeit der ›Kritiker‹ der Zufallstheorie und der völlig freien Motivfindung, die den Mordanschlag auf Polizisten in Heilbronn 2007 bis heute erklären sollen, dass nun auch medial ganz vorsichtig etwas in Bewegung kommt. Was seit fast drei Jahren völlig unbestritten war, wird nun doch leise in Frage gestellt: die Ermittlungsergebnisse der Polizei und die in der Anklage übernommene Heilbronn-Version durch die Bundesanwaltschaft im NSU-Prozess in München. Dazu schreibt die schwäbische.de vom 1.12.2014:

»Zweifel an Zufallstheorie
(…) Kritiker zweifeln an dieser Theorie. Insbesondere der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter im Jahr 2007 in Heilbronn passt für sie nicht ins Bild. Manche glauben, dass mehr und vielleicht auch andere Personen als die inzwischen toten Böhnhardt und Mundlos an der Tat beteiligt waren. Denn dass zwei gesuchte Terroristen von Thüringen aus mit einem gemieteten Wohnmobil durch halb Deutschland fahren, um zufällig in Heilbronn eine pausierende Polizeistreife niederzustrecken, halten die Zweifler für wenig plausibel. Zumal es enge persönliche Verbindungen der Jenaer zu Bekannten im Großraum Stuttgart – Heilbronn gab.«

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Verleugnte VP Krokus taucht ganz langsam auf – im PUA in Berlin

Es wird sicherlich spannend, was BAO Trio (BKA) und der EG Umfeld (LKA Baden-Württemberg) zu den Quellenberichten der VP „Krokus“ kurz nach dem Mordanschlag auf Polizisten in Heilbronn 2007 zu sagen haben – bzw. was sie nicht sagen. Mit größter Wahrscheinlichkeit geht es – wie in vielen anderen Fällen zuvor – nur um den Grad der Vertuschung, der hier von Interesse ist.

DEUTSCHER BUNDESTAG

2. Untersuchungsausschuss der
17. Wahlperiode

Berlin, den 07.06.2013

Mitteilung

Die 73. Sitzung des Untersuchungsausschusses findet statt am:

Donnerstag, dem 13.06.2013, 13:30 Uhr,
Sitzungssaal: PLH 4.900
Sitzungsort: Paul-Löbe-Haus, Paul-Löbe-Allee 2

– Die Sitzung ist nicht öffentlich –

T a g e s o r d n u n g
1 Unterrichtung der BAO Trio (BKA) und der EG Umfeld (LKA BW) über die Ermittlungen im
Mordfall Kiesewetter aufgrund eines Hinweises einer V-Person

Warum es im Fall „Krokus“ geht, findet sich hier: Das lange Leugnen hat ein Ende.

Dann wird sich auch die Frage besser beantworten lassen, wie lange folgende Aussagen überleben:

„Verfassungsschutzpräsidentin (Banden-Württembergs) Beate Bube sagte, ihre Behörde habe über keine eigenen Quelleninformationen über das Treiben des Trios in Baden-Württemberg verfügt. „Der Verfassungsschutz sitzt nicht auf jedem Sofa.“ Man habe lediglich seit 1998 aus Thüringen gewusst, dass nach Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe gefahndet werde. Von der Garagenliste habe ihr Amt erst Ende vergangenen Jahres erfahren. Eine Adressenliste, die 1998 in der Garage von Mundlos gefunden worden war, enthielt auch Namen aus Baden-Württemberg.

Hinweise, laut denen nach dem Anschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn im Jahr 2007 aus der rechten Szene nach dem Zustand des schwerverletzten Beamten geforscht worden war, bezeichnete die Verfassungsschutzpräsidentin als „frei erfunden“. Sie dementierte auch, dass ein angeblicher Ku-Klux-Klan-Ableger in Schwäbisch Hall von V-Leuten des Verfassungsschutzes gegründet worden sei. „Das kann ich definitiv ausschließen.“ (stuttgarter-zeitung. de vom 18.5.2013)

Man wird also noch sehen, auf welchem Sofa der Verfassungsschutz auch in Baden-Württemberg saß und wie viele (wissentliche) Falschaussagen in diesem Statement eingebettet sind.

Wolf Wetzel