Was Sie schon immer mal über VerXXXXXungen wissen wollten – Teil II

Im ersten Teil ging es um den epidemischen Gebrauch des Wortes „Verschwörungstheorie“, um seine Entgiftung und die Notwendigkeit, sich Begrifflichkeiten zurückzuerobern. Dazu gehört die Theoriearbeit über gesellschaftliche Entwicklungen, die notwendigerweise im Verborgenen stattfinden. Aber auch um die Fiktion, um die Simulation einer gesellschaftlichen Wirklichkeit in Gestalt von Verschwörungsideologien – die bekannteste ist die antisemitische. Von Wolf Wetzel.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=43471

Was Antisemitismus ist, bestimmen immer noch wir Abgeordnete

Die Antisemitenmacher bei der Arbeit.

 

Der Publizist Abraham Melzer weiß, was Antisemitismus ist, wer ihn propagiert, wer ihn in eine mörderische Politik umgesetzt hat. Seine halbe Familie ist in Auschwitz ermordet worden.

Aber das reicht noch lange nicht, um hier zu reden – schon gar nicht in Frankfurt. Dort wissen es Stadtverordnete besser, ganz besonders in dem Bundesland Hessen.

Parteien, die jahrzehntelang die Renazifizierung vorangetrieben haben, Nazis in ihren Reihen und in allen Institutionen eine neue Heimat geboten haben und/oder in Terrorgruppen organisiert hatten, um sie als „stay-behind“-Truppen einzusetzen (Stichwort: Gladio) und … parteiübergreifend Polizei und Geheimdienste bei der Nichtverfolgung der neonazistischen Terrorgruppe „NSU“ in Schutz nehmen und die Aufklärung dieser Mordserie bis heute massiv behindern und sabotieren – gerade auch in Hessen, wo der Geheimdienst (der sich als Verfassungsschutz ausgibt) Unterlagen, die zur Aufklärung beitragen könnten, bis zum Jahr 2134 unzugänglich macht.

In diesem politischen Umfeld wird dem Publizisten Abraham Melzer gelehrt, was Antisemitismus ist, wer Antisemit ist und wie man das hier „bekämpft“.

 

„Antisemitismus in Frankfurt | Abraham Melzer darf nicht lesen. Der Publizist Abraham Melzer darf sein Buch „Die Antisemitenmacher“ nicht im Bürgerhaus Gallus vorstellen.“ So titelt die Frankfurter Rundschau ihre Meldung.

Unter dem erbärmlichen Schutzschild „Dem Antisemitismus keinen Raum geben“ wurde ein Mietvertrag der Räumlichkeiten einer städtischen Einrichtung gekündigt. Dort sollte am nächsten Freitag, dem 13. Oktober im Bürgerhaus Gallus eine Buchvorstellung mit besagtem Publizisten stattfinden. Die Weigerung, diese stattfinden zu lassen, könnte man als Preview seines Anliegens nehmen: „Die Antisemitenmacher“.

Dass Abraham Melzer diese Verbotspraxis ein „Unding“ nennt, ist geradezu höflich. Dass ein solcher Mann sein Anliegen damit begründen muss, dass er „in der israelischen Armee gedient“ habe, das er Israel „liebe“, aber nicht „blind“ schmerzt.

Aber noch bedrückender ist, wie still diese Dreistigkeit und Unverfrorenheit hingenommen wird.

Dittfurth-Beck-2017

Wer den politischen Kontext dieses Verbots verstehen will, die Vorgeschichte und die Allianzen, die sich für eine solche Politik zusammengefunden haben, den verweisen wir auf zwei Beiträge:

50 Jahre Besatzung. Eine Tagung in Frankfurt wirft die Frage auf: Was ist daran Kritik und was Antisemitismus? https://www.rubikon.news/artikel/50-jahre-israelische-besatzung-in-palastina-eine-tagung-in-frankfurt

Ohne große Zwischenfälle: https://www.rubikon.news/artikel/ohne-grosse-zwischenfalle

 

Veröffentlicht in Antifaschismus, Imperialismus, Nationalismus, Neonazismus, Politik, Rassismus, Repression, Verfassungs-Bruch-Schutz. Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , . 2 Comments »

Auserwählt und ausgegrenzt

Ein Film, ein Streit über seine Ausstrahlung und die (nicht-jüdische) Frage, wer auserwählt ist und wen ausgrenzt

Am heutigen Mittwoch, den 21. Juni 2017, strahlt die ARD um 22.15 Uhr den Film „Auserwählt und ausgegrenzt“ aus, den zuvor ARTE und der WDR wegen Mängeln in der Ausführung nicht ausstrahlen wollten.

Der Film sollte eigentlich eine Dokumentation über Antisemitismus in Europa werden. Durch die Nicht-Ausstrahlung ist eine Diskussion über Meinungsfreiheit und die „Wahrheit über Antisemitismus, über die nicht gesprochen werden darf“ entfacht. Klugerweise zeigt die ARD nun doch den Film und gibt bei ‚Maischberger‘ anschließend die Gelegenheit, zu dem Thema zu diskutieren.

Für diese Gesprächsrunde wurden Norbert Blüm, Michael Wolffsohn, Achmed Mansour, Gemma Pörzgen und Prof. Dr. Rolf Verleger eingeladen. Zuvor wird Jörg Schönenborn, Fernsehdirektor des WDR, sich zu dem Thema äußern.

 

Wir hatten ja als Rubikon zwei Beiträge zu diesem Thema publiziert:

50 Jahre israelische Besatzung in Palästina – Was ist daran Kritik und was Antisemitismus?

und

Ohne große Zwischenfälle

Der Film und die anschließende Diskussion sind eine gute Möglichkeit, die in den beiden Beiträgen formulierten Einsprüche zu überprüfen, um die Frage zu beantworten, ob der Film die „Wahrheit über Antisemitismus“ offenbart oder mehr über die politischen Zielsetzungen der Filmemacher.

Wolf Wetzel

Publiziert bei Rubikon am 21.6.2017: https://www.rubikon.news/artikel/auserwahlt-und-ausgegrenzt

50 Jahre israelische Besatzung in Palästina – Was ist daran Kritik und was Antisemitismus?

Von Wolf Wetzel

Für den 9. und 10. Juni 2017 haben die ärztliche Friedensorganisation IPPNW und der „Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel“ zu einer Jahrestagung des Koordinationskreises Palästina Israel (KoPI) in Frankfurt eingeladen. Thema ist: „50 Jahre israelische Besatzung in Palästina“.

Großbaustelle Erez

Im Rahmen dieser Tagung werden u.a. Prof. Moshe Zuckermann (Historiker Uni Tel Aviv/Israel), Prof. Illan Pappe (Historiker Universität Exeter/GB), Jamal Juma´a (Soziologe), Prof. Norman Paech (Völkerrechtler Uni Hamburg) und Iris Hefets (Psychoanalytikerin, Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden) sprechen. Intension dieses Kongresses ist es, über die aktuelle Situation in den besetzten Gebieten und in Israel selbst zu berichten und über mögliche Perspektiven, die Besatzung und den Kriegszustand zu beenden.

Dagegen haben sich einige Gruppen und Einzelpersonen gewandt. Über 200 Mails und Drohungen gingen ein. Das Tagungshaus „Ka Eins“ wurde aufgefordert, die Vermietung der Räume zurückzunehmen. Dem schloss sich der ChristminusDemokrat Becker in Funktion als Bürgermeister an, bezeichnete die Tagung und ihr Ziel „antisemitische Stimmungsmache“ und gab dann den „Rat“, die Vermietung der Räume zu „überdenken“. Die Geschäftsführung des Tagungshauses gab auf bzw. nach, und kündigte den Veranstaltern die Räume. Diese klagten gegen diese Kündigung und bekamen vor dem Amtsgericht Recht. Die Konferenz wird stattfinden.

Nun fragt man sich oder reibt sich nur noch die Augen, was an dieser Veranstaltung „verbotswürdig“ ist?

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Über NSU, Antisemitismus und staatlichem Untergrund

Über NSU, Antisemitismus und staatlichem Untergrund

Israel zum Bestandteil der deutschen Staatsraison machen und Antisemitismus (in Gestalt des NSU) hier in Deutschland bewaffnen … geht das (zusammen)?

Ja.

Den Antisemtismus bekämpfen, wenn er auf den Staat Israel zielt, ihn bewaffnen, verharmlosen, finanzieren und vor Verfolgung schützen – wenn er sich gegen MigrantInenn und Linke richtet – geht das (zusammen)?

Ja.

 

Radio-Flora-Hannover-Logo

Radio-Flora-Interview vom 5.8.2014 zum NSU bzw. staatseigenen Untergrund:

http://www.radioflora.de/contao/index.php/Beitrag/items/staatlich-gefoerderte-terrorgruppe-nsu-nationsozialistischer-untergrund.html

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Staatsterrorismus und Kindesmörder

Staatsterrorismus und Kindesmörder

Am 28. Juli 2014 ließen uns die gutinformierten Kreise wissen, dass die israelische Regierung unter dem Ministerpräsidenten Netanjahu »unter Druck« geraten sei. Auf der einen Seite habe der US-Außenminister Kerry auf eine Waffenruhe gedrängt, auf der anderen Seite würden die Stimmen in den eigenen Reihen immer lauter, dass man den Krieg in Gaza härter, entschiedener führen müsse.

Man fragte sich unwillkürlich, was diese Regierungsmitglieder damit meinen könnten? Bombardierung von Wohnhäusern ohne Vorwarnung? Mehr Geißelnahmen und Ermordungen?

Auch diese Frage könnte man sich stellen: Was für Regierungsmitglieder müssen das sein, die den bisherigen Krieg nicht mörderisch genug finden?

All diese Fragen haben sich erübrigt: Am 29. Juli 2014 bombardierte die israelische Luftwaffe das einzige Stromkraftwerk in Gaza. Nachdem die israelische Regierung bereits mit dem Krieg die Stromlieferung nach Gaza stoppte, leben seit dem 29. Juli 2014 ca. zwei Millionen Menschen ohne Strom:

»Das Kraftwerk erzeugt Strom für Haushalte, Betriebe, Krankenhäuser und Wasserpumpen im Gazastreifen. Die Stadtverwaltung von Gaza warnte vor einer Wasserknappheit. Das Kraftwerk deckt bis zu zwei Drittel des Energiebedarfs von Gaza. Die örtliche Energiebehörde erklärte, das Kraftwerk könnte für ein Jahr ausfallen.« (n-tv vom 29.7.2014)

 

Gaza-Kraftwerk-7-2014

 

Wenn es kein Kraftwerk in Gaza ist, wenn eine zivile Einrichtung nicht von der israelischen Armee zerstört wird, dann ist das für diese ›Wertegemeinschaft‹ unstrittig ein Kriegsverbrechen, ein eklatanter Völkerrechtsbruch. Das Kraftwerk liegt aber in Gaza – und das liegt außerhalb des UN-Völkerrechts, außerhalb internationaler Rechtsgarantien.

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Skizze einer notwendigen und bisher nicht geführten (öffentlichen) Debatte

Wer verkürzt was und wen?

Es ist kein Geheimnis, dass der Aktionsaufruf der AG Georg Büchner, als eine Antwort auf die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise für einen Tag das ruinöse Geschäft von Banken in Frankfurt zu blockieren, auf Bedenken, Fragen und Widerspruch gestoßen ist. Die größten und zugleich heftigsten Widersprüche und Vorwürfe kamen aus dem Kreis des ›sozialrevolutionären Bündnisses‹ in dem sich u.a. verschiedenen Antifa-Gruppen, die FAU und ÖkoLinks zusammengeschlossen haben. Lange blieb diese Kritik kaum greifbar, da sie meist persönlich zugetragen und in sehr unterschiedlichen Nuancen formuliert wurde.

Die Vorwürfe sind alles andere als läppisch. Sie berühren Kernbereiche eines linken Selbstverständnisses. Die Kritik reicht von verkürzter Kapitalismuskritik, über Personalisierungen, bis hin zum Verdacht, antisemitische Stereotype (›die Spekulanten sind an allem schuld‹) zu bedienen und/oder ›anschlussfähig‹ an populistische Ausdeutungen (›die gierigen Banker‹) zu sein.

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28.8.2010 – Über die Mächtigkeiten von Banken…(aktualisiert)

im Kapitalismus und im antisemitischen Weltbild.

Wenn zur Blockade von Banken aufgerufen wird, hat man es nicht nur mit der Polizei zu tun, sondern mit einem Sack voller Bedenken, Zweifel und Vorbehalte. Die guten Gründen sind einfach zu benennen: Nirgendwo anders liegen Überschneidungen zwischen antisemitischen Stereotype, antisemtischen Verschwörungstheorien und antikapitalistischer Kritik – auf den ersten Blick – so nahe, wie beim Thema ›Banken‹ und ›Finanzkapital‹.

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Von Stiftungen und Anstiftern – Moshe Zuckermann


Zur aktuellen Kontroverse um Norman G. Finkelstein

Moshe Zuckermann

Deutsche Parteistiftungen führen ein eigentümliches Doppelleben. Sie halten sich einerseits für autonom, wissen sich aber doch der Partei verschwistert, von der sie letztlich ins Leben gerufen worden sind, und so fristen sie ein Dasein in »Parteinähe«, was im Grunde aber nichts anderes als unbedingte Parteitreue meint.

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22.3.2010 – Eine Auseinandersetzung mit linken Positionen zu Israel – Ein Rück- und Ausblick

Vorwort

Mehrere Wochen dauerte der Krieg der israelischen Armee im Gazastreifen 2009 – genauso lange stritt sich ein Teil der deutschen Linken darüber, ob diese Militäroperation ein legitimer Selbstverteidigungsakt war oder ein Krieg1 im Rahmen fortgesetzter Besatzungspolitik. Obwohl keine der beteiligten Streitfraktionen auch nur den geringsten Einfluss auf den Ausgang dieses Krieges hatte, stritt man sich bis zur letzten Tinte, ohne dass die Bereitschaft zu erkennen war, die unterschiedlichen Positionen öffentlich zu diskutieren. Ein Großteil traf die Entscheidung, angesichts des schwierigen und komplexen Themas und des völlig vergifteten Klimas sich rauszuhalten. Seitdem herrscht bleierne Stille. Man hat sich zerstritten, man geht sich aus dem Weg, man führt Selbstgespräche in vertrautem Kreis.

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