Beitrag von Hans Christoph Stoodt | AntiNaziKoordination Frankfurt
Im NSU-VS-Komplex ist, wie seit gestern bekannt ist, nun schon der fünfte Zeuge tot: Sascha W. aus Kraichtal.

Melisa (links) und Sascha (rechts)
Er war der Freund jener Melisa M., deren ehemaliger Freund Florian Heilig sich auf dem Weg zu einer Aussage befunden hatte, in der er die Mörder an der Polizeibeamtin Michèle Kiesewetter benennen wollte – angeblich aus Liebeskummer soll er sich stattdessen in seinem Auto das Leben genommen haben. Weder Freundin noch Familie des Ex-Nazis glaubten das.
Nach einer nicht-öffentlichen Aussage von Melisa M. vor dem baden-württembergischen NSU-Untersuchungsausschuss starb sie an einer unerklärlichen Lungenembolie – angeblich, so der Obduktionsbericht, Folge einer Knieverletzung aufgrund eines Sturzes vom Motorrad.
Ihr letzter Freund war Sascha W., der sich nun das Leben genommen haben soll. Weder die Art seines Selbstmords noch andere Tatumstände will die zuständige Staatsanwaltschaft bisher bekannt geben. Zudem wurde seine Leiche im selben Institut obduziert, wo die seiner Freundin Melisa untersucht worden war (Telepolis).
Nach Arthur Christ (2009) und Thomas Richter (V-Mann “Corelli” [telepolis 2014]) 2014 gibt es damit jetzt schon mindestens fünf tote Zeugen im Kontext des NSU-VS-Komplexes, deren Tod gar nicht oder äußerst fragwürdig erklärt wird.
Nach dem Kasseler NSU-Mord an Halit Yozgat 2006 haben vor allem migrantische Gruppen der Stadt hinter einem Transparent demonstriert, auf dem “Kein zehnter Mord!” stand. Sie wussten offenbar genau, was Sache war.
Es wird Zeit für Demonstrationen unter der Losung: “Kein sechster toter Zeuge!”.
In großen Teilen der antifaschistischen Bewegung wird auf Demonstrationen statt dessen noch immer der Sprechchor gerufen: “Nazis morden, der Staat schaut zu – Verfassungsschutz und NSU!” Das ist eine völlig unbegründete und fast schon rührende Verharmlosung der Rolle des staatlichen Gewaltapparats (und damit auch der ihn politisch verantwortlich Leitenden, vermutlich bis hinauf auf die Ebene der diversen Geheimdienstkoordinatoren im Bundeskanzleramt zwischen 1999 und heute), ohne dessen organisierende, finanzierende, bewaffnende und noch über den angeblichen Selbstmord von Böhnhardt und Mundlos hinaus den NSU schützende Tätigkeit des Staats, es diese neofaschistische Terrorgruppe nie hätte geben können. Wer das für eine sogenannte Verschwörungstheorie hält, will geflissentlich die reale Verschwörungspraxis der Täter übersehen.
Aber offenbar ist die Angst, diesen Tatsachen ins Auge zu sehen, groß.
Es geht in diesem Zusammenhang nicht um Pleiten, Pech und Pannen, da ist kein “blindes rechtes Auge” des Staats, das ist auch nicht im Wesentlichen eine Mentalitätsfrage in Polizei und Geheimdiensten. Das alles vielleicht auch. Der Kern aber ist: das sind Strukturen eines “tiefen Staats” in der BRD, Strukturen, die den Charakter dieses imperialistischen deutschen Staats auf den Punkt bringen.“ (HCS/ANK vom 17.2.2016)
Wer Informationen zu Sascha Winter hat, wer mehr beitragen kann und will als die Staatsanwaltschaft, der kann sich gerne über „Kontakt“ an mich wenden. Zum Beispiel ist sehr wichtig, herauszubekommen, wer den elektronischen Abschiedsbrief erhalten hat? Angeblich hat einen solchen Sascha Winter verfasst und abgeschickt!
Wolf Wetzel
Wie in Baden-Württemberg (potentielle) Zeugen an schier unmöglichen Motiven und Todesursachen sterben:
Blutspur der Nicht-Aufklärer
Dem Umstand, dass der Tod potentieller Zeugen eher in ihrem Wissen zu suchen ist, als in den behaupteten Todesursachen, geht folgender Text nach:
Zehn NSU-Morde und drei tote Zeugen
02/17/2016 um 23:14
„Kein sechster toter Zeuge!“ Gibt’s es so schnell nicht, weil auch dieser aktuelle Tote kein *fünfter* Zeuge ist.
Ich weiß nicht woher HCS das nimmt. aber nach allem was mir bekannt ist, war der einfach nur der Freund der unter merkwürdigsten Umständen ums Leben Gekommenen. Von seinem Zeugenstatus im NSU-Umfeld kann ich nirgendwo etwas finden.